Schleweis: Nachfrage nach Baufinanzierung ist schlagartig eingebrochen

Der Sparkassenpräsident rechnet mit noch schlechteren Zahlen für diesen Herbst. Er fordert im Interview mit dem ”Handelsblatt” Entlastungen für Häuslebauer, etwa bei der Grunderwerbsteuer.
Sparkassenpräsident Helmut Schleweis. | Foto: DSGV
Sparkassenpräsident Helmut Schleweis. | Foto: DSGV

Die Sparkassen in Deutschland haben in den vergangenen Wochen eine rapide gesunkene Nachfrage nach Immobilienkrediten verzeichnet. Zwar seien die Zahlen im ersten Halbjahr noch hoch gewesen, vor allem wegen bereits begonnener Projekte, sagte Sparkassenpräsident Helmut Schleweis im Gespräch mit dem ”Handelsblatt”.

”In den vergangenen Wochen hat sich das Bild schlagartig verändert. Die Nachfrage ist von einem Tag auf den anderen eingebrochen, viele Projekte im Planungsstadium werden storniert. Das hat mit der allgemeinen Unsicherheit zu tun und damit, dass es durch fehlende Materialien und höhere Preise kaum Kalkulationssicherheit gibt. Viele Interessenten warten nun erst einmal ab.”

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Schleweis rechnet mit noch schlechteren Zahlen für September und Oktober in der klassischen Immobilienfinanzierung. Allerdings gebe es bei der energetischen Sanierung großes Potenzial. Diese werde die Baufinanzierung der kommenden Jahre sein.

Der Sparkassenpräsident forderte Entlastung für Häuslerbauer. ”Für eigengenutztes Wohneigentum sollte die Grunderwerbsteuer drastisch gesenkt werden. Sie beträgt bis zu 6,5 Prozent des Kaufpreises und vernichtet große Teile des angesparten Eigenkapitals.” Mit zunehmender Flächenversiegelung würden sich die Käufe von Baugrundstücken hin zu Bestandsimmobilien verschieben. Damit stiegen aber auch die Steuerbelastungen, weil auch das vorhandene Haus besteuert werde.

Großes Potenzial bei energetischer Sanierung

Er forderte zudem gezielte Förderprogramme, etwa über die Förderbank KfW. ”Dabei muss es um die energetische Sanierung von Bestandsimmobilien, aber auch um die Neuerstellung klimaneutraler Neubauten gehen. Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass für eine junge Familie mit zwei Durchschnittsgehältern Wohneigentum nur schwer erschwinglich ist.”

Die Einlagenzuflüsse der Sparkassen seien im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. Das zeige, dass immer mehr Menschen auf Ersparnisse zurückgreifen müssten, um ihre Lebenshaltungskosten zu bestreiten. Zunehmend sei auch die Mittelschicht betroffen. ”Also Menschen, die bisher gut mit ihrem laufenden Einkommen ausgekommen sind. Wir halten es für wichtig, dass diese Gruppe und die mittelständischen Unternehmen bei Unterstützungsprogrammen stärker ins Blickfeld genommen werden.”

Was das Firmenkundengeschäft betreffe, so sei der Mittelstand bei sehr guten Eigenkapitalausstattungen sehr robust. Aktuell sehe der Verband noch keine signifikanten Steigerungen beim Aussetzen von Kreditraten, auch keine größeren Wertberichtungen für Kredite.

”Wir wissen jedoch auch, dass sich das schnell ändern kann. Denn vor allem energieintensive Firmen haben große Probleme, zum Beispiel Bäckereien oder Wäschereien. Man sollte die Resilienz des Mittelstands auch nicht überstrapazieren”, so Schleweis. Deshalb sei es richtig, dass die Politik die Energiekosten senken wolle.

Zum erwarteten Ergebnis für 2022 sagte Schleweis, dieses werde unter dem Strich ähnlich positiv wie im vergangenen Jahr ausfallen. So hätten die Sparkassen in den letzten Jahren die nicht erforderlichen Wertberichtigungen in Vorsorgereserven gepackt und so das Eigenkapital gestärkt.

”Ich denke, eine solche zusätzliche Vorsorge wird in den Krisenjahren nicht möglich sein. Entscheidend ist aber, dass die Sparkassen dank der vorsichtigen Geschäftspolitik der letzten Jahre eine solide Substanz haben.”

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