EZB-Aufseher warnen erstmals vor Stabilitätsrisiken

Es ist die erste ”allgemeine Warnung”, die der Europäische Ausschuss für Systemrisiken seit seiner Gründung im Jahr 2010 ausspricht. Die Finanzaufseher sehen unter anderem die Rentabilität der Kreditinstitute bedroht. Diese könnten aber auch die ”erste Verteidigungslinie” sein.
Die Aufseher der EZB warnen vor Risiken für die Finanzstabilität | Foto: picture alliance/dpa | Boris Roessler
Die Aufseher der EZB warnen vor Risiken für die Finanzstabilität | Foto: picture alliance/dpa | Boris Roessler

Die Finanzaufseher der Europäischen Union sehen schwerwiegende Risiken für die Finanzstabilität in der Europäischen Union, die sich aufgrund von Inflation, Krieg in der Ukraine und Energiekrise ergeben. Der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) hat daher eine „allgemeine Warnung“ herausgegeben; es ist die erste, seit das Gremium infolge der Finanzkrise 2010 eingerichtet wurde.

Eine Reihe schwerwiegender Risiken

Man habe „eine Reihe schwerwiegender Risiken für die Finanzstabilität festgestellt“, die gleichzeitig eintreten und sich gegenseitig beeinflussen und verstärken könnten, schreibt der ESRB in seiner Warnung. Die zunehmenden geopolitischen Spannungen führten zu einem Anstieg der Energiepreise und brächten Unternehmen und Haushalte, die sich noch immer von den negativen wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie erholen, in finanzielle Bedrängnis, heißt es.

Die unerwartet hohe Inflation verschärfe die Finanzbedingungen noch. Die Aufseher sehen darüber hinaus große Risiken, die sich aus einem drastischen Rückgang der Asset-Preise ergeben, insbesondere im Gewerbe- und Wohnimmobiliensektor. Dies könne hohe Marktwertverluste auslösen, was wiederum die Marktvolatilität verstärken und Liquiditätsengpässe verursachen können.

Kreditrisiken im Bankensektor

Auch die Entwicklung im Bankensektor macht dem ESRB Sorgen. Zwar seien die Banken in Europa insgesamt gut kapitalisiert, aber eine deutliche Verschlechterung der makroökonomischen Aussichten führe zu einem erneuten Anstieg des Kreditrisikos - und dies zu einem Zeitpunkt, zu dem einige Kreditinstitute noch mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen haben. Die Widerstandsfähigkeit der Geldhäuser werde auch durch strukturelle Faktoren wie Überkapazitäten, Wettbewerb durch neue Anbieter von Finanzdienstleistungen sowie Cyber- und Klimarisiken beeinträchtigt.

Der ERSB ist aber auch der Ansicht, dass die Kreditinstitute ”als erste Verteidigungslinie fungieren” könnten, indem sie sicherstellen, dass ihre Rückstellungspraktiken und Kapitalplanung die erwarteten und unerwarteten Verluste berücksichtigen, die durch die Verschlechterung des Risikoumfelds verursacht werden können. ”Dazu gehört die proaktive und regelmäßige Anpassung der eigenen Kapitalprojektionen in Basis- und Negativszenarien”, so die Aufseher. Letztere sollten ausreichend konservativ sein und aktualisierte makroökonomische Szenarien widerspiegeln.

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