Kirchenbank macht Druck beim "S" in ESG

Die Vorstände der Evangelischen Bank haben sich in einem Brief an die Mitglieder der EU-Komission gewandt. Ihr Anliegen: Eine klare Positionierung zur Sozialen Taxonomie.
Thomas Katzenmayer, Vorstand der Evangelischen Kirchenbank | Foto: Evangelische Kirchenbank
Thomas Katzenmayer, Vorstand der Evangelischen Kirchenbank | Foto: Evangelische Kirchenbank

Der Vorstand der Evangelischen Bank hat die EU-Kommission aufgefordert, sich baldmöglichst mit der Frage der Sozialen Taxonomie zu beschäftigen.

Dazu haben sich die drei Vorstandmitglieder Thomas Katzenmayer, Joachim Fröhlich und Olaf Kreuzberg jüngst in einem Brief an sämtliche Mitglieder der EU-Kommission gewandt. Darin fordern sie die Politiker auf, mehr als fünf Monaten nachdem die Arbeitsgruppe der EU Platform on Sustainable Finance ihren Abschlussbericht zur Sozialen Taxonomie vorgelegt hat, nun Taten folgen zu lassen.

Bislang hat sich die EU-Kommission nach Vorlage des Expertenberichts noch nicht dazu positioniert, sondern lediglich angekündigt, den Bericht ”zu gegebener Zeit sorgfältig zu analysieren”.

Es sei an der Zeit, ”dass auf der Basis des Berichts nun die nächsten Schritte erfolgen”, heißt es in dem Brief der Evangelischen Kirchenbank. ”Nur ein verbindliches Rahmenwerk kann Unternehmen sowie Anlegern und Kreditgebern klare Leitlinien dafür liefern, was sozial nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten sind”, mahnen die Vorstände.

Käme ein solches Rahmenwerk in der Form einer Sozialen Taxonomie nicht oder zu spät, hätte dies gravierende Nachteile für alle Akteure im sozialen Bereich. Die Unternehmen im Gesundheits- und Sozialwirtschaft müssten mit anderen Maßstäben gemessen werden als beispielsweise industrielle Branchen. ”Denn die Gesundheits- und Sozialwirtschaft stützt das soziale Fundament unserer europäischen Volkswirtschaften, aber sie verfügt nicht – anders als etwa der Chemie- oder Automobilsektor – über allzu viele investive und finanzielle Möglichkeiten, ihren CO2-Ausstoß zu senken”, argumentieren Katzenmayer und seine Vorstandskollegen.

”Die logische Folge kann unseres Erachtens nur sein: Sozial nachhaltige Aktivitäten müssen ebenso anerkannt werden wie ökologisch nachhaltige Aktivitäten. Oder anders ausgedrückt: Die Sozial- und Gesundheitswirtschaft muss fehlende Verbesserungspotenziale hinsichtlich ihres ’Umwelt-Impacts’ kraft ihrer besonderen Gemeinwohlorientierung gleichsam kompensieren können.”

Die Vorstände fordern daher die ”zügige und rechtsverbindliche” Einführung einer Sozialen Taxonomie. ”Denn die meisten Investor:innen – zum Beispiel Pensions- und Versorgungskassen, Stiftungen, aber auch Landeskirchen – sind längst dabei, Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) in ihren Strategien umzusetzen”, argumentieren sie. Eine langfristige ausbalancierte Strategie umfasse alle drei Bereiche gleichermaßen.

Bei der Sozialen Taxonomie geht es um eine Klassifizierung sozialer Produkte und Dienste, damit auch diese mehr Finanzierungen erhalten. Der soziale Aspekt ist damit der nächste Baustein für nachhaltigere Finanzierungen nach den sogenannten ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance). Allerdings zeigt schon die Diskussion um das ”E” in ESG, wie sehr die Meinungen dazu auseinandergehen, was als nachhaltig einzustufen ist. So hatte das Europaparlament Atom und Gas unter gewissen Prämissen als als nachhaltig eingestuft, was im Vorfeld zu großen Diskussionen geführt hatte.

Europaparlament stuft Atom und Gas als klimafreundlich ein

Geantwortet haben die Mitglieder der EU-Komission dem Bankvorstand noch nicht, wie ein Sprecher auf Nachfrage berichtet - bislang gab es nur eine Eingangsbestätigung.

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