Creditreform warnt vor erhöhten Zahlungsausfällen

Verschlechtert hat sich die Zahlungsmoral aus Sicht der Wirtschaftsauskunftei vor allem in den Industriesektoren und im Einzelhandel. Bis Rechnungen überwiesen wurden, dauerte es im ersten Halbjahr 2022 durchschnittlich 10,5 Tage.
Laut Creditreform müssen auch insbesondere Einzelhändler mit kürzeren Zahlungszielen klarkommen. (Einkaufszentrum Gera Arcaden, Symbolbild) | Foto: picture alliance / imageBROKER | Michael Nitzschke
Laut Creditreform müssen auch insbesondere Einzelhändler mit kürzeren Zahlungszielen klarkommen. (Einkaufszentrum Gera Arcaden, Symbolbild) | Foto: picture alliance / imageBROKER | Michael Nitzschke
Tamara Weise mit Material von Reuters

Das Zahlungsverhalten in der deutschen Wirtschaft hat sich aufgrund der angespannten Lage verschlechtert. ”Viele Unternehmen haben derzeit mit erheblichen Kostensteigerungen zu kämpfen, die Ertrag und Liquidität belasten”, erklärte Creditreform-Chefökonom Patrik-Ludwig Hantzsch.

Zahlungsverzug von 10,5 Tagen im ersten Halbjahr

Der neue Zahlungsindikator Deutschland, eine Analyse, die die Auskunftei schon länger regelmäßig veröffentlicht, zeigt die Details: Demnach verzeichneten Lieferanten und Kreditgeber im Geschäft mit anderen Firmen im ersten Halbjahr 2022 einen durchschnittlichen Zahlungsverzug von 10,5 Tagen, nach 9,9 Tagen im zweiten Halbjahr 2021.

Kreditnehmer würden ihren Zahlungsverpflichtungen zum Teil nur noch verspätet nachkommen, erklärt Creditreform – damit sei die Gefahr von Zahlungsausfällen in den vergangenen Monaten ”stark gestiegen“. Verschlechtert hat sich aus Sicht von Creditreform insbesondere die Situation in den Industriesektoren.

Die Kreditgeber hätten zudem die Zahlungsfristen gekürzt, um den Zahlungseingang zu beschleunigen und die Gefahr von Ausfällen zu minimieren, heißt es. Vor allem Rechnungsempfängern aus dem Einzelhandel, dem Metall- und Elektrogewerbe sowie dem Verkehrsgewerbe seien die Zahlungsziele zuletzt spürbar gekappt worden – im Gegensatz zu Dienstleistern: Ihnen hätte man sogar mehr Zeit eingeräumt.

Laut Zahlungsindikator wurde den Kunden im Schnitt ein Zahlungsziel von noch 29,8 Tagen gewährt (2. Halbjahr 2021: 30,7 Tage). Das ist der niedrigste Stand seit 2015. ”Im Zuge der verschlechterten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mussten die Kreditgeber reagieren”, ist Hantzsch überzeugt. Alle sollten sich besser bereits jetzt darauf einstellen, dass der konjunkturelle Abschwung noch nicht zu Ende ist.

Wert von verspätet bezahlten Rechnungen steigt

Der durchschnittliche Wert von verspätet bezahlten Rechnungen lag im 1. Halbjahr 2022 nach Angaben von Creditreform annähernd wieder auf Vor-Corona-Niveau – bei 2107 Euro (2. Halbjahr 2021: 2.102 Euro).

”Darin spiegeln sich allerdings auch inflationäre Entwicklungen, die die Umsätze nominal steigen lassen“, wie Hantzsch betonte. Zudem wirke sich auch die Erholung der Geschäftsbeziehungen nach dem Auslaufen der Corona-Beschränkungen positiv auf die Rechnungssummen aus.

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