Zinswende belebt die Nachfrage bei den Bausparkassen

Seit Mitte März verzeichnen die deutschen Bausparkassen zweistellige Zuwächse. Grund für den Nachfrageschub sind die steigenden Bauzinsen und damit einhergehend der Wunsch vieler Häuslebauer nach einer Zinsabsicherung.
Bausparen. | Foto: picture alliance / Klaus Ohlenschläger | Klaus Ohlenschläger
Bausparen. | Foto: picture alliance / Klaus Ohlenschläger | Klaus Ohlenschläger

Wie Bernd Hertweck, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Privaten Bausparkassen gegenüber der ”Börsen-Zeitung” (BöZ) sagt, legt das Neugeschäft der Bausparkassen in den letzten Wochen deutlich zu: ”Wir verzeichnen seit Mitte März einen deutlichen Anstieg der Nachfrage mit einem zuletzt zweistelligen Plus.”

Die Bausparsumme der Bruttoneuabschlüsse habe sich im Viermonatszeitraum per April um 13,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht, die LBS-Gruppe hat laut Sabine König, Mitglied der Geschäftsleitung der LBS Hessen-Thüringen, sogar ein Plus von 27 Prozent verzeichnet. Und im Mai habe das Neugeschäft noch weiter zugelegt, berichtet die BöZ.

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Im Zinstief war der Bausparvertrag unattraktiv

In den Jahren des Zinstiefs hatten die Bausparkassen kaum noch auf den klassischen Bausparvertrag gesetzt und stattdessen ihr Geschäft mit Hypothekenkrediten vorangetrieben. In einigen Instituten sei das entsprechende Portfolio deshalb längst größer als der Bausparbestand.

”Viele haben uns in den vergangenen Jahren gefragt, warum wir unsere Tarife nicht dem Marktzins angepasst haben“, sagt König zur BöZ. „Tatsächlich aber hätten wir mit dem Einlagezins unter null gehen müssen, um marktadäquat zu sein.” Inzwischen allerdings habe sich der Marktzins den Tarifen der Bausparkassen angepasst.

Zinsanstieg und steigende Energiepreise treiben das Neugeschäft

Dass die Bausparkassen nun eine Renaissance erleben, liegt dem Bericht zufolge zum einen am Zinsanstieg und der stark steigenden Inflation: Bauherren wünschen sich nun, das momentane Zinsniveau zu sichern und greifen deswegen wieder vermehrt zum Bausparvertrag.

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Zum anderen aber geraten energetische Sanierungen mehr in den Fokus - wegen der explodierenden Energiepreise. Dafür sei ein Bausparvertrag, dessen Volumen eine komplette Baufinanzierung angesichts der hohen Immobilienpreise ohnehin längst nicht mehr abdecken könne, ideal geeignet, meint König.

Hintergrund ist, dass Bausparkassen seit Mitte letzten Jahres Kredite bis zu 50.000 Euro als Blankodarlehen ohne Grundbucheintrag vergeben können. ”Das deckt typische Investitionssumen für diejenigen ab, die jetzt handeln wollen oder müssen”, so Hertweck.

Vergünstigungen für energetische Sanierungen denkbar

Um das Geschäft anzukurbeln, erwägt die LBS Hessen-Thüringen der Börsen-Zeitung zufolge Vergünstigungen für grüne Finanzierungen. Dies würde auch dem Institut selbst nützen, denn die Mutter Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) will ihr Kreditgeschäft verstärkt ESG-konform ausrichten: Das Volumen nachhaltiger Kredite bei der Helaba soll von zurzeit 43 Prozent auf 50 Prozent bis zum Jahr 2025 steigen.

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