Banken könnten 700 Milliarden Euro mehr an Krediten vergeben, sagt Karl von Rohr

Im Interview mit der ”Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” (”FAS”) sprach sich der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank gegen die überbordende Regulatorik und die daraus resultierenden hohen Kosten für die Institute aus.
Karl von Rohr | Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress | Robert Schmiegelt/Geisler-Fotopress
Karl von Rohr | Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress | Robert Schmiegelt/Geisler-Fotopress

Vor dem Hintergrund der nach der Finanzkrise deutlich verschärften Regeln zum Eigenkapital und der Risikotragfähigkeit der Banken lehnt Karl von Rohr, Vize-Chef der Deutschen Bank, weitere Verschärfungen ab. Das sagte er in einem Interview mit der ”FAS”.

”Das System an sich ist also viel stabiler als damals. (...) Man darf nun nicht die Balance verlieren, gerade in der aktuellen Situation”, mahnte von Rohr. Er sprach sich beispielsweise gegen die Anhebung der antizyklischen Kapitalpuffers aus.

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Die Folge dieser und anderer Belastungen sei, dass die Bank erheblich weniger Kredite vergeben könne.

”Für jeden Euro, den wir nicht aufgrund regulatorischer Vorgaben als zusätzliches Eigenkapital vorhalten oder in den europäischen Abwicklungsfonds einzahlen müssen, können wir (...) zwischen 20 und 40 Euro an zusätzlichem Kreditvolumen ausreichen”, betonte von Rohr.

Deutschlandweit seien das für alle Banken bis zu 700 Mrd. Euro an potenziellem Kreditvolumen, das aufgrund verschiedener Vorschriften nicht für Unternehmen zur Verfügung stünde.

Von Rohr kritisierte zudem die erhöhten Zahlungen an den einheitlichen europäischen Abwicklungsfonds. ”Ursprünglich sollte der Fonds mit 55 Mrd. Euro ausgestattet werden, jetzt sollen es bis 2023 rund 80 Mrd. Euro werden – also zusätzliches Kapital, das den Banken nicht als Eigenkapital und damit für die Kreditvergabe bereitsteht. Wir denken, dass es diesen Mehrbetrag nicht braucht”, sagte der Vize-Chef der Deutschen Bank.

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