Führungsriegen der europäischer Banken weiter fest in Männerhand

US-Großbanken haben einen höheren Anteil von Frauen in den oberen Etagen. Bei den Aufsichtsräten liegen die Quoten dies- und jenseits des Atlantiks gleichauf.
Commerzbank-Aufsichtsrätin Gertrude Tumpel-Gugerell im Gespräch mit dem damaligen bayerischen Finanzminister, Markus Söder (2017). | Foto: picture alliance / HANS PUNZ / APA / picturedesk.com | HANS PUNZ
Commerzbank-Aufsichtsrätin Gertrude Tumpel-Gugerell im Gespräch mit dem damaligen bayerischen Finanzminister, Markus Söder (2017). | Foto: picture alliance / HANS PUNZ / APA / picturedesk.com | HANS PUNZ
reuters

Allen Gleichstellungs-Beteuerungen zum Trotz: Frauen sind an der Spitze von europäischen Banken weiterhin selten. Bei den 25 größten Banken des Kontinents gab es in den vergangenen zwei Jahren 22 Wechsel bei Konzern- und Aufsichtsratschefs. 21 dieser Posten gingen an Männer, wie eine von Reuters am Dienstag zum Internationalen Frauentag veröffentlichte Untersuchung ergab. Das zeigt, wie weit die Geldhäuser noch von einer Gleichstellung entfernt sind. In einem Bereich, der durchaus Wettbewerbs-relevant sein kann, hinken die europäischen Institute ihren Wall-Street-Rivalen hinterher.

”Jedes Jahr verlassen viele talentierte Frauen die Universitäten und Schulen - zu wenige sind nach zehn oder 20 Jahren sichtbar”, sagte Gertrude Tumpel-Gugerell, Aufsichtsrätin bei der Commerzbank.

Herrschende Arbeitskultur als Hindernis

Zu den hartnäckigsten Hindernissen eines Wandels gehört auch die Arbeitskultur in den Instituten, die lange Zeit von Männern dominiert wurde, wie die Befragung von mehr als zwei Dutzend Managern, Aufsichtsrätinnen, Investoren und Wissenschaftlerinnen ergab. So bevorzugten Chefs Führungskräfte, die auch spätabends noch arbeiteten.

Unter den großen europäischen Häusern hat nur die britische NatWest eine Konzernchefin, während Frauen bei der spanischen Santander und der niederländische Rabobank die Aufsichtsräte leiten. Besser sieht es bei der nächsten Führungsebene aus. Bei den jeweils rund zehn bis 20 Führungskräften unter dem Vorstandsvorsitzenden liegt der Frauenanteil bei einem Viertel. Die acht US-Großbanken kommen im Durchschnitt auf 30 Prozent. Die von Reuters bis Anfang Februar erhobenen Daten spiegeln nicht die anstehenden Wechsel wider, die den Frauenanteil bei mehreren Banken in den kommenden Monaten erhöhen werden.

Jane Fraser als erste Chefin einer Wall-Street-Bank

Citi-Chefin Jane Fraser schrieb Geschichte, als sie vor einem Jahr als erste Frau das Steuer einer Wall-Street-Bank übernahm. Flexible Arbeitszeiten seien zu Beginn ihrer Karriere für den Aufstieg entscheidend gewesen. ”Diese Phase, in der ich Teilzeit arbeitete, aber mit den Kindern zusammen sein konnte, als sie noch sehr klein waren, war für mich sehr wertvoll”, sagte Fraser mit Blick auf ihre Anstellung bei der Beratungsfirma McKinsey. ”Ich glaube wirklich nicht, dass ich heute hier wäre, wenn ich das nicht getan hätte.”

Am größten sind die Gleichstellungs-Fortschritte bei den Aufsichtsräten - auch weil die Politik und die Investoren bisher vor allem hier ansetzten. Auf beiden Seiten des Atlantiks beträgt der Frauenanteil in den Gremien inzwischen 37 Prozent.

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