Studie rät europäischen Großbanken zu Fusionen und Übernahmen

Banken in Europa kämpfen mit Effizienz-Lücken und sind im Vergleich zu Instituten in Asien und den USA nach wie vor unrentabel, stellen Bearingpoint und das Handelsblatt Research Institut fest. Was aus ihrer Sicht helfen könnte: neue Größe.
Logo der HSBC, der größten Bank in Europa (Symbolbild) | Foto: picture alliance / imageBROKER | Karl F. Schöfmann
Logo der HSBC, der größten Bank in Europa (Symbolbild) | Foto: picture alliance / imageBROKER | Karl F. Schöfmann

Wie profitabel sind Banken und womit verdienen sie ihr Geld? Bearingpoint und das Handelsblatt Research Institut haben dazu einen Vergleich angestellt - für 25 der größten Institute in Europa, den USA und Asien.

Ihren Fokus richteten sie dabei auf Rentabilität und Effizienz, insbesondere auf Kennzahlen wie die Eigenkapitalrendite und die Cost-Income-Ratio. Und kommen nun zu dem Ergebnis: "Wenn die europäischen Banken nicht handeln, werden sie immer weiter von ihren asiatischen und amerikanischen Pendants abgehängt werden." So formuliert es Frank Hofele, Partner bei Bearingpoint, in einer Mitteilung.

Die zentralen Unterschiede ergeben sich aus seiner Sicht bei den Faktoren Personalkosten, Regulierung und Geschäftsmodell. Dass die europäischen Institute diese Faktoren nur bedingt in ihrer Hand haben, sollte sie nicht davon abhalten, ihre Strategie zu überdenken, findet Hofele - Potenzial, um rentabler und effizienter zu werden, gebe es für sie genug. "Zum Beispiel durch zielgerichtete Investitionen in moderne IT-Architekturen, Komplexitätsreduktionen im Geschäftsmodell oder auch durch Fusionen und Übernahmen."

Cost-Income-Ratio in Asien knapp über 50 Prozent

Zu den Unterschieden, die der Vergleich ergab - sie sind immens. Bei der Eigenkapitalrendite etwa zeigte sich, dass Banken in Asien und den USA nicht nur einen Vorsprung haben, sondern um Längen voraus sind. Laut der Studie weisen die größten Banken in Europa eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite (Return on Equity, ROE) von 4,6 Prozent auf, bei Banken in Asien und den USA liege sie mit jeweils 9,8 Prozent fast doppelt so hoch, heißt es. Weitere Ergebnisse:

  • Banken aus Asien und den USA verdienen im Zinsgeschäft mehr als ihre europäischen Pendants und arbeiten zugleich effizienter, zumindest die Institute aus Asien. Bearingpoint und das Handelsblatt Research Institut stellen dazu die Cost-Income-Ratio (CIR) gegenüber - 53 Prozent betrage sie bei asiatischen Banken, in Europa und USA im Schnitt mehr als 65 Prozent.
  • Ursachen für die vergleichsweise hohen CIR findet die Studie in den Personalkosten und den Anforderungen der Regulierer zur Eigenkapitalausstattung. "Europäische Banken wenden im Durchschnitt 55 Prozent und US-amerikanische Banken 50 Prozent ihrer Kosten für Personal auf - Asiens Banken mit nur 36 Prozent deutlich weniger", erklären die Autoren. "Würden in Asien dagegen gleichhohe Personalkosten wie in Europa anfallen, wäre die durchschnittliche CIR dort um rund 17 Prozentpunkte höher und der ROE um etwa fünf Prozentpunkte niedriger."
  • Beim Eigenkapital schaut die Studie nach Asien. Müssten Banken in Europa ähnlich wenig Eigenkapital vorhalten wie sie, könnten sie ihre durchschnittliche CIR schlagartig verbessern - um rund sechs Prozentpunkte, heißt es.

Bei der Digitalisierung im Hintertreffen

Der Studie zufolge können die Faktoren Personalkosten, Regulierung und Geschäftsmodell jedoch nicht alle Unterschiede bei der Cost-Income-Ratio und der Return on Equity erklären. Entscheidend sei auch der Stand der Digitalisierung - der Vergleich endet für europäische Banken wenig schmeichelhaft.

"Hinsichtlich Digitalisierung haben die europäischen Banken immer noch ein riesiges Aufholpotenzial", sagt Thomas Steiner, globaler Leiter Banking & Capital Markets bei BearingPoint, in der Mitteilung zur Studie. Nach wie vor seien viele IT-Infrastrukturen veraltet.

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