Deutscher Ex-Goldman-Banker belastet ehemaligen Kollegen

Tim Leissner war als Südostasien-Chef von Goldman Sachs einst auf dem Weg nach ganz oben - dann flog die Bestechungsaffäre auf. Nun sagte er vor einem US-Gericht gegen frühere Mitarbeiter und Führungskräfte im "1MDB"-Skandal aus.
Logo von Goldman Sachs. | Foto: picture alliance / EPA | JUSTIN LANE
Logo von Goldman Sachs. | Foto: picture alliance / EPA | JUSTIN LANE

Tim Leissner, der deutschstämmige, frühere Südostasien-Chef von Goldman Sachs, hat seine ehemaligen Kollegen vor Gericht schwer belastet. Leitende Angestellte der US-Investmentbank sollen gewusst haben, dass der dubiose Finanzier Jho Low in Transaktionen mit dem geplünderten malaysischen Staatsfonds 1MDB verwickelt war, sagte Leissner im Zeugenstand laut eines Berichts des "Handelsblatt".

Leissner ist Hauptzeuge im Prozess gegen seinen ehemaligen Mitarbeiter, Roger Ng. Er, Ng "und unsere Kollegen wussten, dass Jho Low der Hauptentscheidungsträger war, daher mussten wir auch Jho Low in alle wichtigen Aspekte der lukrativen 1MDB-Transaktionen einbeziehen", erklärte Leissner.

Deutscher Ex-Goldman-Banker ist Kronzeuge in Prozess um Bestechungsskandal 

Er und Ng hätten Lows Beteiligung und das Zahlen von Bestechungsgeldern vor Goldmans Compliance-Experten verheimlicht. Andere Top-Manager der Bank jedoch hätten sehr wohl von Lows Beteiligung gewusst. Leissner beschuldigte Michael Evans - damals Asien-Chef von Goldman - und mehrere andere ehemalige Führungskräfte, von den dubiosen Vorgängen gewusst zu haben.

Leissner war einer der ersten Berater von 1 Malaysia Development Bhd, einem staatlichen Investitionsfonds für die aufstrebende Wahlmonarchie am südchinesischen Meer. Zwei Jahre lang verdiente Goldman etwa 600 Mio. Dollar Gebühren für die Begleitung dreier Anleihen, die 1MDB 6,5 Mrd. Dollar in die Kassen spülten - ein ungewöhnlich hohes Honorar für staatsnahe Transaktionen. Diese und andere Deals verhalfen Leissner zu "großen Jahresendboni", behaupten die US-Behörden.

Laut den Strafverfolgern zahlte Leissner jedoch Schmiergelder, um die Geschäfte von 1MDB zu ergattern und zu behalten, und er veruntreute für sich und andere Geld aus dem Fonds. Laut Gerichtsakten wurden mehr als 2,7 Mrd. der 6,5 Mrd. Dollar abgezweigt. Die Bank beurlaubte Leissner im Januar 2016, er schied kurz darauf aus.

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