EZB-Bankenaufsicht sieht hohes Risiko für Banken bei Gewerbe- und Wohnimmobilien

Stichprobenartige Prüfungen der Aufseher sollen Risiken und Fehleinschätzungen ans Licht bringen. Auch klimabezogene Risiken werden dabei im Fokus stehen.
Die Bankenaufsicht sitzt im Gebäude der Europäischen Zentralbank. | Foto: picture alliance / Daniel Kalker | Daniel Kalker
Die Bankenaufsicht sitzt im Gebäude der Europäischen Zentralbank. | Foto: picture alliance / Daniel Kalker | Daniel Kalker

Die EZB-Bankenaufsicht hat in ihrer Risikobewertung für die Jahre 2022 bis 2024 das Engagement der Banken im Gewerbe- und Wohnimmobiliensektor als eine der größten Schwachstellen ausgemacht. Als besonders verwundbar gilt demnach der gewerbliche Immobiliensektor durch die Auswirkungen der Pandemie.

Preiskorrekturen im Wohnimmobiliensektor

Auch die mittelfristigen Risiken von Preiskorrekturen im Wohnimmobiliensektor nähmen weiter zu. Die Behörde nennt eine mögliche Überbewertung der Immobilienpreise und die steigende Verschuldung der Haushalte als Grund.

Um zu untersuchen, wie Banken mit Risiken auf dem Gewerbeimmobilienmarkt umgehen, führt die EZB-Bankenaufsicht stichprobenartige Prüfungen von Banken mit wesentlichen Engagements in Gewerbeimmobilien durch. Die Aufsichtsbehörden wollen dabei auch klimabezogene Risiken bewerten.

Der Wohnungsbau habe sich zwar insgesamt erholt, aber Arbeitskräftemangel, globale Lieferkettenengpässe und steigende Preise von Materialien beeinträchtigten die Fähigkeit des Bausektors, das Wohnungsangebot zu erweitern, was die Immobilienpreise nach oben drücke. "Da die Preis- und Kreditvergabedynamik das Wachstum der Haushaltseinkommen übertrifft, nimmt die Verschuldung der Haushalte zu", heißt es in der Analyse. Dies erhöhe die mittelfristige Anfälligkeit der Banken.

Die Zahl der durch Wohnimmobilien besicherten Kredite macht laut Daten der Bankenaufseher insgesamt 26 Prozent der gesamten Kredite und Forderungen der Banken aus. Das Engagement der beaufsichtigten Banken im Gewerbeimmobiliensektor wiederum liege bei rund acht Prozent der gesamten Kredite und bei über 20 Prozent ihrer gesamten Unternehmenskredite.

Strukturelle Veränderungen bei Büros und im Einzelhandel

Durch die Zunahme von Homeoffice und Online-Shopping kann es laut Bericht zu strukturellen Veränderungen im Markt für Büro- und Einzelhandelsimmobilien kommen, bei denen mittelfristig mit sinkenden Mieten zu rechnen ist. "Dies könnte die Finanzlage der Kreditnehmer schwächen und würde zu höheren Kreditverlusten bei Banken führen, die einen hohen Anteil an endfälligen Krediten, vollständig unbesicherten Krediten oder Krediten ohne Rückgriffsrecht haben", heißt es wörtlich in der Erklärung.

Denn mit sinkenden Marktpreisen würde auch der Wert der Banken-Sicherheiten sinken. "Dies bedeutet höhere Beleihungsquoten und kann Banken dazu zwingen, ihre Rückstellungen zur Deckung des Kreditrisikos zu erhöhen", so der Bericht. Ein solides Kreditrisikomanagement sei laut EZB-Bankenaufsicht absolut vonnöten, um notleidende Kreditnehmer frühzeitig zu identifizieren.

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