Ulrich Theileis muss die L-Bank verlassen - weil er keine Frau ist?

Von der Entscheidung des Verwaltungsrates, seinen Vertrag nicht zu verlängern, wurde der 52-Jährige völlig überrascht, erfuhr FinanzBusiness aus seinem Umfeld. Durch die Entscheidung des Landes Baden-Württemberg steigt die Frauenquote im Vorstand der Förderbank auf 66 Prozent.
Die Zentrale der L-Bank in Stuttgart, Ulrich Theileis. | Foto: picture alliance / dpa | Wolfram Kastl / L-Bank
Die Zentrale der L-Bank in Stuttgart, Ulrich Theileis. | Foto: picture alliance / dpa | Wolfram Kastl / L-Bank

Ulrich Theileis wird spätestens ab dem kommenden Mai nicht mehr dem Vorstand der L-Bank angehören. Die Entscheidung hat der Verwaltungsrat der landeseigenen Förderbank kurz vor knapp getroffen. Sie hat den 52-Jährigen, der seit einem Jahrzehnt für die Förderbank des Landes Baden-Württemberg tätig ist, völlig überrascht, schildern Personen aus seinem Umfeld FinanzBusiness.

Ulrich Theileis muss bei der L-Bank gehen 

Die L-Bank hatte im März 2017 den Vorstand von zwei auf vier Mitglieder erweitert. Neben dem BayernLB-Banker Johannes Heinloth zog auch Iris Reinelt, die 1988 zur L-Bank stieß, als erste Frau in das Leitungsgremium der Förderbank ein.

Für die Chefposition wurde eine Frau gesucht

Schon 2019, als die Staatsbank für Baden-Württemberg einen Nachfolger für den altersbedingt ausscheidenden Vorstandschef Axel Nawrath suchte, stand seinem Stellvertreter Theileis offenbar sein Geschlecht im Weg.

Er habe keine Chance, da er keine Frau sei, sagte er damals engen Kollegen, erfuhr FinanzBusiness. Unabhängig belegen lässt sich dies nicht. Die Pressemitteilung, die das Land Baden-Württemberg aber zum Amtsantritt der Commerzbankerin Edith Weymayr veröffentlichte, spricht eine deutliche Sprache:

"Edith Weymayr ist die erste Frau an der Spitze der baden-württembergischen Förderbank. Der Vorstand besteht damit aus zwei Frauen und zwei Männern", heißt es in ihr am Ende des ersten Absatzes.

Frauenquote jetzt bei 66 Prozent

Mit dem Ausscheiden von Theileis steigt der Frauenanteil in der Staatsbank für Baden-Württemberg jetzt auf 66 Prozent, was in der deutschen Finanzbranche seinesgleichen sucht. Neben der Vorsitzenden Edith Weymayr gehören dann noch Iris Reinelt (u.a. Controlling, Zahlungsverkehr und Handelsabwicklung) und Johannes Heinloth (u.a. Wirtschaftsförderung, Standortentwicklung, Treasury) an.

In öffentlichen Banken ist es durchaus üblich, den Vorstand zu verkleinern, in dem der nächste zur Verlängerung anstehende Vertrag einfach nicht mehr verlängert wird, berichtet ein Insider FinanzBusiness.

Entscheidung über Verlängerung meist ein Jahr im Voraus

Zumeist gilt bei öffentlichen Banken die Regel, dass der Verwaltungsrat ein Jahr vor Vertragsende erklärt, den Vertrag eines Vorstandsmitglieds nicht verlängern zu wollen. Ähnlich verhält es sich auch bei börsennotierten Instituten, wo das Aktiengesetz vorsieht, dass über die Verlängerung von Vorstandsmandaten ein Jahr vor Vertragsende entschieden wird.

Bei der L-Bank beträgt diese Frist allerdings nur sechs Monate. Und der 18-köpfige Verwaltungsrat unter dem Vorsitz von Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) reizte diese Frist aus. Die Verwaltungsratssitzung, auf der Theileis eröffnet bekam, dass sein Vertrag nicht verlängert wird, war für den 28. Oktober terminiert, ein Werktag, bevor die Erklärungsfrist abgelaufen wäre.

Der Vertrag des 52-Jährigen, der eine Banklehre bei der Deutschen Bank absolvierte, ehe er Betriebswirtschaft studierte und dann die Laufbahn eines Wirtschaftsprüfers bei Deloitte & Touche einschlug, endet am 30. April 2021.

Auf eine Bitte von FinanzBusiness um Stellungnahme reagierte das zuständige Finanzministerium Baden-Württemberg wegen eines regionalen Feiertags zunächst nicht.

Tarifrunde bei den öffentlichen Banken nicht beeinflusst

Theileis ist auch stellvertretender Verhandlungsführer in der derzeit laufenden Tarifrunde für die rund 60.000 Beschäftigten in den öffentlichen Banken. "Auf die Tarifrunde hat die Personalie Theileis keinen Einfluss. Wir bleiben bei unserem Fahrplan", sagte eine Sprecherin des Bundesverbands öffentlicher Banken (VÖB) auf Nachfrage. In der Satzung ist auch festgelegt, dass der Verhandlungsführer, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der SaarLB, Gunar Feth, alleine abschlussberechtigt ist.

Jetzt teilen

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

Newsletter-Bedingungen

Die jüngsten FinanzBusiness-Artikel

Die GLS Bank ist bislang die einzige Bank, die Debitkarten aus Holz standardmäßig ausgibt. | Foto: GLS Bank

Zweifel an Nachhaltigkeit der neuen Genossen-Holzkarte

Für Abonnenten

Lesen Sie auch