Weniger kann mehr sein - aber die Finanzierung von Tiny Houses hat auch Tücken

Die Nachfrage nach Finanzierungen für Kleinsthäuser erreicht die Kreditwirtschaft. FinanzBusiness hat sich bei einigen Instituten umgehört, wie sich das Interesse an dieser Wohnform in einer entsprechenden Finanzierungsnachfrage niederschlägt.
Verschiedene Häuser im ersten Tiny House Village Deutschlands in Mehlmeisel. | Foto: picture alliance/dpa | Nicolas Armer
Verschiedene Häuser im ersten Tiny House Village Deutschlands in Mehlmeisel. | Foto: picture alliance/dpa | Nicolas Armer

Tiny Houses kommen dem Bedürfnis von Menschen entgegen, die ihren ökologischen Fußabdruck verringern und eine nachhaltigere Lebensweise anstreben. Erste Städte und Kommunen haben sich hierzulande bereits auf die Nachfrage nach dem Downsizing eingestellt.

In Deutschland gibt es bereits verschiedene Tiny-House-Siedlungen, bei denen ein Stellplatz für die Mini-Häuschen gepachtet oder gemietet werden kann, etwa in Mehlmeisel im Fichtelgebirge, im Dorf Lilleby bei Hamburg oder in Ettlingen bei Karlsruhe.  In den Tiny-House-Siedlungen kann in der Regel ein Stellplatz für die Mini-Häuschen gepachtet oder gemietet werden kann.

Zahl der Anfragen steigt stetig

Die Ethik-Bank hat ein spezielles Angebot für diese Zielgruppe entwickelt, einen Tiny House-Kredit. 2019 hat die Bank 52 Anfragen für Finanzierungen von Tiny Houses verzeichnet, die ein Finanzierungsvolumen von 50.000 Euro erreichten oder überschritten, erfuhr FinanzBusiness. Damals wurden allerdings erst drei Projekte umgesetzt.

Im darauffolgenden Corona-Jahr 2020 erreichten bereits 109 Anfragen die ökologisch ausgerichtete genossenschaftliche Bank, die eine Zweigniederlassung der Volksbank Eisenberg ist. Davon wurden 15 Projekte umgesetzt. Allein im ersten Halbjahr 2021 verdoppelten sich die Anfragen auf 113. In dieser Zeitspanne wurden weitere drei Projekte verwirklicht.

Im gleichen Zeitraum sind nach Angaben der Ethik-Bank auch die ausgereichten Kreditsummen im Durchschnitt gestiegen. Während 2019 der Durchschnitt bei 55.000 Euro lag, kletterte dieser auf 68.000 Euro in 2020 und auf 78.000 Euro im ersten Halbjahr 2021.

Wie die Ethikbank betont, kommen die Anfragen aus dem gesamten Bundesgebiet und die Interessenten kommen aus allen Altersgruppen und Bildungsgraden. "In erster Linie wird der Tiny House Kredit angeboten, um Menschen, die ihren ökologischen Fußabdruck verkleinern möchten, eine Finanzierungsmöglichkeit anzubieten", so Nico Czimmernings, Marketing Manager der Ethikbank.

Übereignung des Tiny Houses als Sicherheit

Kunden müssen einen Eigenanteil von mindestens 20 Prozent der Gesamtkosten des Tiny Houses erbingen. Als Sicherheiten verlangt die Bank die Sicherungsübereignung des Tiny Houses, sofern es eine Finanzierungssumme 50.000 Euro übersteigt. Falls ein eigenes Grundstück vorhanden ist, komme die Eintragung einer Grundschuld in Darlehenshöhe in Frage.

Da Tiny Houses jedoch oftmals auf einem Pachtgrundstück stehen, ist in diesem Fall kein Grundschuldeintrag möglich, so die Ethikbank. Deshalb gebe es eine obligatorische Lohnabtretung, um für die Bank für Sicherheit zu sorgen.

Auch die Umweltbank aus Nürnberg beschäftigt sich mit der Finanzierung von Tiny Houses. Die Finanzierung von Tiny Houses stelle bei der Umweltbank sei eher ein Nischenthema, wie Pressesprecher Oliver Patzsch im Gespräch mit FinanzBusiness ausführt.

"Wir finden das Thema aber sehr spannend und erhalten bereits seit einiger Zeit regelmäßig Anfragen zur Finanzierung von Tiny Houses. Aus diesem Grund sind Tiny Houses auch eines der vier Themen, die mit unserem noch relativ jungen Produkt „UmweltWunschkredit“ finanziert werden können."

Umweltbank setzt ausschließlich auf mobile Tiny Houses

Die Umweltbank finanziert dabei nur mobile Tiny Houses, die eine Straßenzulassung haben. "Ohne Straßenzulassung müssten wir den Kredit über eine klassische Baufinanzierung abbilden, was eine Grundschuld erfordern würde – für viele Kundinnen und Kunden ist dies jedoch nicht leistbar", erläutert Patzsch.

Einen Wunsch an den Gesetzgeber hat die Umweltbank laut Patzsch: "Von der Politik wünschen wir uns, dass das Thema Tiny Houses in der Bauordnung genauer definiert wird. Ein klarer gesetzlicher Rahmen wäre für uns als Bank sehr hilfreich um die Finanzierung noch einfacher umzusetzen."

Alternative Wohnformen beliebt

Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit verändere den Immobilienmarkt, so Patzsch weiter. "Als UmweltBank finanzieren wir schon seit langer Zeit Clusterwohnungen, alternative Wohnformen, Mehrgenerationenhäuser und andere spannende Wohnprojekte. Und die Nachfrage steigt stetig, denn die Vorteile werden immer offensichtlicher in Zeiten in denen nachhaltiger und bezahlbarer Wohnraum immer knapper wird."

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