Deutsche Börse passt DAX-Index-Regeln an und setzt auf qualitative Kriterien

Indexmitglieder werden künftig nur noch nach Marktkapitalisierung bestimmt - der Börsenumsatz wird bei der Rangliste somit nicht mehr berücksichtigt.
Händler im Handelssaal der Börse in Frankfurt verfolgt die Kursentwicklung auf Monitoren. | Foto: picture alliance/Boris Roessler/dpa
Händler im Handelssaal der Börse in Frankfurt verfolgt die Kursentwicklung auf Monitoren. | Foto: picture alliance/Boris Roessler/dpa
DPA, Erhard Krasny

Die Deutsche Börse stockt den Deutschen Aktienindex (DAX) von 30 auf 40 Mitglieder auf. Zugleich kappt sie die Zahl der MDAX-Werte, dem Index mittelgroßer Unternehmen, von 60 auf 50. Zudem werden nur noch Unternehmen in den deutschen Leitindex DAX aufgenommen, die in den letzten zwei Geschäftsjahren profitabel waren, teilte die Deutsche Börse am Dienstag in Frankfurt mit. Die müssen also einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erzielt haben.

39 Finanzinstitutionen beteiligten sich an Konsultation


Insgesamt haben sich 39 Finanzinstitutionen an der Konsultation beteiligt, davon sieben Verbände. Einige Antwortende haben umfangreich zu der Berücksichtigung von ESG-Aspekten Stellung genommen. Einerseits hätten die Antworten hervorgehoben, dass die DAX-Index-Marktbenchmarks auf Basis von objektiven Fakten (und ohne Überlagerung mit ESG-Aspekten) verbleiben sollen. Andererseits gab es Antworten, denen die vorgeschlagenen Änderungen insbesondere im Bereich ESG und Nachhaltigkeitskriterien nicht weit genug gingen, heißt es weiter.

Nicht übernommen wird der Vorschlag zum Ausschluss von Unternehmen mit Beteiligung an kontroversen Waffen, heißt es in der Mitteilung weiter. "Wir haben ein sehr heterogenes Meinungsbild zu den Themen Nachhaltigkeit und ESG außerhalb der Vorschläge, die wir zur Governance gemacht haben, bekommen", kommentierte Stephan Flägel, Global Head of Benchmarks & Indices bei Qontigo, in einer Mitteilung.

Qontigo wurde im Jahr 2019 durch den Zusammenschluss von STOXX, DAX und Axioma gegründet und ist Teil der Deutsche Börse Gruppe.

Weitere Änderungen umfassen:

  • Ab März 2021 wird es Bestandteil der Indexmethodologie, dass künftig alle Unternehmen in den Auswahlindizes der DAX-Familie testierte Geschäftsberichte und vierteljährlich Quartalsmitteilungen veröffentlichen müssen.
  • Zusätzlich müssen ab März 2021 alle Neuzugänge zur DAX-Familie den Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodex hinsichtlich eines Prüfungsausschusses im Aufsichtsrat entsprechen. Für bestehende Mitglieder gilt eine Übergangsfrist, um Kontinuität in der DAX-Familie zu bewahren; sie müssen die Vorgabe ab September 2022 erfüllen.
  • Ab 2021 gibt es bei den Indizes der DAX-Familie zweimal im Jahr eine planmäßige Hauptüberprüfung (März und September). Zurzeit gibt es eine derartige Überprüfung nur im September.
  • Um die Regeln zu vereinfachen, ohne jedoch auf Investierbarkeit zu verzichten, werden ab der Überprüfung im September 2021 Indexmitglieder nur noch nach Marktkapitalisierung bestimmt. Der Börsenumsatz wird bei der Rangliste nicht mehr berücksichtigt; stattdessen müssen Indexmitglieder eine Mindestliquidität aufweisen.

Nach dem Wirecard-Skandal und der anschließenden Aufnahme des bislang noch nicht gewinnbringend arbeitenden Essenslieferanten Delivery Hero war viel Kritik am Regelwerk des Marktbetreibers aufgekommen. Ende Juni hatte die Deutsche Börse daher eine Überarbeitung für die Dax-Familie angekündigt und Vorschläge gemacht. In den vergangenen Wochen konnten Marktteilnehmer wie Banken, Fondsgesellschaften oder Verbände dazu Stellung nehmen.

Jetzt teilen

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

Newsletter-Bedingungen

Lesen Sie auch