Sparda-Banker geraten wegen umstrittener Auslandsreisen in die Kritik

Auf Einladung der Union Investment sollen zahlreiche Sparda-Bank-Vorstände auf luxuriöse Reisen gegangen sein. Welchen Zweck die Ausflüge hatten, ist unklar.
Luxusyachten vor der historischen Festung im Hafen von Korcula, Kroatien | Foto: picture alliance / blickwinkel
Luxusyachten vor der historischen Festung im Hafen von Korcula, Kroatien | Foto: picture alliance / blickwinkel

Jahrelang sollen Vorstände deutscher Sparda-Banken auf Einladung der Union Investment auf mehrtägige Reisen in diverse europäische Metropolen unternommen haben. Bis 2016 haben diese eher vergnügungsorientierten Reisen ohne fachlichen Bezug stattgefunden. Das berichtet die Finanz-Szene, der unter anderem entsprechende Programme, Bilder und Teilnehmerlisten der Fahrten vorliegen.

Luxusreisen auf Kosten der Fondsgesellschaft

Die Reisen sollen zum Teil recht luxuriös gewesen sein, Teilnehmer durften ihre Partnerinnen und Partner mitnehmen. Die Kosten übernahm jeweils Union Investment.

"Als Kooperationspartner der Sparda-Gruppe führte Union Investment in der Vergangenheit einmal im Jahr und letztmalig im Jahr 2016 eine Auslandsveranstaltung für Mitglieder und Vertreter der Gruppe durch", bestätigte der Verband der Sparda-Banken der Finanz-Szene.

Die Reisen kann man unter Compliance-Aspekten kritisch sehen, weil Sparda-Banken und Genossenschaftsbanken wichtige Vertriebspartner für die Publikumsfonds von Union Investment sind. Private Reisen auf Kosten von Geschäftspartnern sind in der Bankenwelt seit der Finanzkrise verpönt. 

Auf Anfrage, ob die Reisen im Einklang mit den eigenen Compliance-Regeln gestanden hätten, antwortete der Sparda-Verband Finanz-Szene: "Das Format dieser Reisen sowie der Teilnehmerkreis wurden im Vorfeld durch die Abteilung Compliance von Union Investment auf die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben hin geprüft und freigegeben, durch Union Investment bezahlt und nach unserem Kenntnisstand entsprechend versteuert."

Raum für fachlichen Austausch

Die Reisen hätten dazu gedient, Raum für Information und fachlichen Austausch außerhalb des Tagesgeschäfts zu bieten. Das Format sei aber nach 2016 eingestellt worden, weil es "als nicht mehr zeitgemäß bewertet" wurde, heißt es sowohl bei Union Investment als auch beim Verband der Sparda-Banken.

Nach Recherchen von Finanz-Szene nahm auch der heutige Vorstand der Bundesbank Joachim Wuermeling an einem der Städte-Trips teil, damals noch in seiner Funktion als Vorsitzender des Verbands der Sparda-Banken.

Mögliche rechtliche Konsequenzen

Im Zusammenhang mit den Luxus-Reisen der Union Investment liegt bereits eine erste Strafanzeige wegen des Vorwurfs der Untreue bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft vor, die im vergangenen Jahr gestellt wurde. Sie richte sich "gegen ein Mitglied des Aufsichtsrats einer großen deutschen Investmentgesellschaft". Ein Ermittlungsverfahren haben die Staatsanwälte bislang nicht eröffnet.

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