Kehrtwende bei einstiger Skandal-Sparkasse: Zahlen stimmen - und Filialen werden nicht geschlossen, sondern modernisiert

Bei der Sparkasse Zwickau läuft es wieder. Nach Verlusten in dreistelliger Millionen-Höhe schreibt das Institut wieder schwarze Zahlen und wird alle Filialen umbauen und mit neuer Technik ausstatten. 
Zentrale der Sparkasse Zwickau | Foto: Sparkasse Zwickau
Zentrale der Sparkasse Zwickau | Foto: Sparkasse Zwickau

Man kann sagen, was man will, aber bei der Sparkasse Zwickau scheint eine Trendwende eingesetzt zu haben. Nachdem das 1994 gegründete Institut Ende vergangenen Jahres katastrophale Zahlen meldete (beim Betriebsergebnis stand m zweiten Jahr in Folge ein Minus, insgesamt sollen bei riskanten Börsengeschäften rund 100 Millionen Euro in den Sand gesetzt worden sein), schaut die Bilanz jetzt wieder freundlich aus (Finanzbusiness berichtete). 

Und auch die Zeit der Filialschließungen scheint vorbei: Wie die ”Freie Presse” meldet, will die Sparkasse, deren Bilanzsumme drei Mrd. Euro beträgt, ihren Bestand von 27 Filialen nicht nur halten, sondern die Geschäftsstellen grundlegend modernisieren, das heißt, renovieren, umbauen und mit neuer Technik austatten. Im Februar 2024 sollen die Arbeiten starten, 2027 sollen sie abgeschlossen sein. 

Gegen den Trend

Mit dieser Strategie schwimmt das Institut aus der 90.000-Einwohner-Stadt im Südwesten Sachsens nicht nur gegen den allgemeinen bundesweiten Trend, sondern auch gegen einen selbstgesetzten: Von 2017 bis 2020 hatte es nicht weniger als 17 seiner Filialen (entspricht knapp 40 Prozent des Gesamtbestands) geschlossen. Aus Kostengründen, wie es damals hieß. 

Jetzt seien jedoch alle Filialen rentabel. ”Wir sind in der Fläche, und wir bleiben in der Fläche”, zitiert die Freie Presse Grit Joseph (54), seit 1. April Mitglied des zweiköpfigen Vorstands. 

An erster Stelle des Führungsgremiums steht Andreas Fohrmann. Der 60-Jährige nahm im Februar dieses Jahres - als Nachfolger des geschassten Felix Angermanns - seinen Job bei dem krisengeschüttelten Institut auf. Wobei er mit dem Makel kam, nach siebenjähriger Amtszeit 2021 bei der Sparkasse Südholstein (Sitz: Neumünster/ Bilanzsumme: 6,7 Mrd. Euro) entlassen worden zu sein. Aber in Zwickau scheint seine Arbeit Früchte zu tragen. „Wir werden [dieses Jahr] Gewinn machen, aber wie viel kann ich noch nicht sagen“, gab er bekannt. 

Seiner Aufgabe kommt der studierte Jurist (Westfälische Wilhelms-Universität Münster) augenscheinlich mit viel Herzblut nach: Mit großer Leidenschaft berichtete er der Freien Presse von seiner Lieblings-Geschäftsstelle am Zwickauer Hauptmarkt (direkt im Stadtzentrum, in unmittelbarer Nähe des Rathauses), die eigentlich geschlossen werden sollte. Jetzt aber nicht nur erhalten bleibt, sondern diejenige ist, deren Renovierung den Auftakt des Umbau-Marathons bildet. Moderner und freundlicher soll sie nach Ende der Arbeiten aussehen, ”mehr Service-Charakter” verströmen, ”weniger Schalter-Situation”, so Fohrmann. Das steht im Einklang mit dem Ziel des Instituts, sein Kreditgeschäft auszubauen. 

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