Frauke Hegemann kehrt Commerzbank nach über 20 Jahren den Rücken

FinanzBusiness Profil: Frauke Hegemanns Abkehr von der Commerzbank kommt überraschend - zeigte sie sich bislang doch stets von ihrer Aufgabe vollstens überzeugt. Doch vielleicht ist gerade eine nun fehlende Überzeugung der Grund für ihren Abgang.
Frauke Hegemann | Foto: Comdirekt Bank AG
Frauke Hegemann | Foto: Comdirekt Bank AG

Frauke Hegemann gilt als absolutes Rolemodel. Mit 44 Jahren als Frau an der Spitze eines Bankinstituts - auch 2020 ist das noch lange nicht die Normalität. Entsprechend ist Frauke Hegemann Vorreiterin. Unterstützt in ihrer Position als CEO der Comdirect Bank AG die Initiative Finanz-Heldinnen, einen Zusammenschluss von Mitarbeiterinnen des Instituts. Ihr Ziel: Frauen dabei zu unterstützen, sich mit dem Thema Finanzen und finanzieller Planung besser vertraut zu machen.

"Sie steht hundertprozentig hinter uns", sagt Katharina Bremer, die das Projekt leitet, im Gespräch mit FinanzBusiness.

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Als Hegemann im Januar 2020 die Position als Chefin der Comdirekt antrat, zeigte sie sich überzeugt: "Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen. Deshalb ist es wichtig, gerade als Frau auch mal zu sagen: ‚Ja, ich habe den Mut. Ich mache das jetzt mal", sagte sie damals in einem Handelsblatt-Interview.

Spitzenjob mit Verfallsdatum

Angetreten war sie von vornherein lediglich für die Übergangszeit. Denn bereits seit September 2019 ist bekannt, dass die Commerzbank ihre Digitaltochter Comdirect wieder in den Konzern zurückholen will. Entsprechend war es Hegemanns Aufgabe, bei den Verhandlungen, die Interessen der Comdirect-Mitarbeiter zu vertreten und das Institut trotz aller Unsicherheiten auf Kurs zu halten.

Comdirect souverän durch die Krise gesteuert

Das soll sie getan haben. Es heißt, sie kämpfe für ihre Mitarbeiter und setze sich dafür ein, dass sie auch nach der Integration eine bedeutsame Rolle im Konzern innehaben. Und im operativen Geschäft schaffte sie es, die Kundenbasis weiter auszubauen, manövrierte die Direktbank souverän durch die Krise. Entsprechend überraschend kommt es, dass Hegemann nach der Integration nicht bleibt.

Denn die gebürtige Marburgerin hat den Großteil ihres Berufslebens bei der Commerzbank gearbeitet. Die gelernte Bankkauffrau nahm an der Nachwuchsförderung des Instituts teil, war zunächst über acht Jahre beim Institut. Dann gab sie von August 2006 bis Anfang 2007 ein kurzes Intermezzo beim Vermögensverwalter Spudy & Co Family Office GmbH als Prokuristin und kehrte dann aber für weitere elf Jahre zur Commerzbank zurück.

Ehe sie 2018 zur Comdirect wechselte, verantwortete Hegemann als Bereichsleiterin den Geschäftsbereich Private Investors & Family Offices in Deutschland. Bei der Comdirect übernahm sie die Aufgabe der Generalbevollmächtigten, ehe sie in den Vorstand als  COO einzog und schließlich seit Januar diesen Jahres eben den Chefposten innehatte.

Commerzbank lässt Hegemann offenbar nur ungern ziehen

"Ich bedanke mich ganz herzlich bei Frauke Hegemann für ihr großartiges Engagement im Konzern und speziell bei der comdirect. Sie hat die Vorbereitung der Integration maßgeblich mitgestaltet und vorangetrieben. Ich bedauere ihren Weggang sehr und wünsche ihr für ihre neue Aufgabe alles Gute", heißt es von Commerzbank Vorstand Michael Mandel auf Nachfrage von FinanzBusiness.

Der Konzern hätte sie wohl auch gerne behalten. Gerüchten zufolge sollte sie Bereichsvorständin werden - so, wie auch ihr Vorgänger Arno Walter. Angeblich schaltete sich auch der neue Aufsichtsratvorsitzende Hans-Jörg Vetter ein und versuchte, sie vom Bleiben zu überzeugen. Doch Hegemann entschied sich gegen diese Option und kehrt der Commerzbank AG damit den Rücken. Ihr Nachfolger als Segmentvorstand nach der Verschmelzung soll wohl Vorstandskollege Matthias Hach, seinerseits aktuell CMO, sein.

In einem früheren Interview sagte Hegemann einmal: "Ich bin mutig, schaue nicht zurück und kenne keine Angst", dies scheint sie sich nun zu Herzen genommen zu haben.

Wohin es sie nun verschlägt ist noch unklar. Offiziell stellt sie sich "neuen beruflichen Herausforderungen." Zum Amtsantritt als neue Comdirect-Chefin im Januar sagte sie dem Handelsblatt mit Blick auf 2021: Sie wolle eine Aufgabe, "die meiner Leidenschaft entspricht und bei der ich persönlich dahinterstehe", diese hat sie bei der Commerzbank scheinbar nicht mehr gesehen.

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