Sparquote sinkt wohl kräftig, bleibt aber zweistellig

Nach Auffassung der DZ Bank wird sie wieder die Zehn-Prozent-Marke erreichen. Wegen der hohen Unsicherheit hielten sich die Menschen derzeit mit Anschaffungen zurück.
Sparen im Zeichen der Krise. | Foto: picture alliance / Zoonar | DANK0 NN
Sparen im Zeichen der Krise. | Foto: picture alliance / Zoonar | DANK0 NN
dpa

(aktualisiert: Zahlen des Statistischen Bundesamtes für 1. Halbjahr 2022)

Die in zwei Corona-Jahren auf Rekordhöhe geschossene Sparquote in Deutschland wird sich nach Einschätzung der DZ Bank weniger schnell normalisieren als erwartet. Den jüngsten starken Einbruch der Konsumentenstimmung wertet DZ-Ökonom Michael Stappel in einer Analyse als Faktor dafür, dass die Sparquote ”im jetzt angebrochenen Schlussquartal wieder höher ausfallen” dürfte.

Immer mehr Deutschen fehlt Geld zum Sparen, sagt Helmut Schleweis

Helmut Schleweis macht sich Sorgen über das Vermögen der Kunden

”Insgesamt dürfte die durchschnittliche Sparquote 2022 im Vergleich zu den Ausnahmejahren 2020 und 2021 zwar kräftig sinken, aber etwas höher ausfallen als 2019.” Zwar falle es vor allem Haushalten mit niedrigem Einkommen angesichts hoher Heizkosten und Lebensmittelpreise schwerer, zu sparen. Zugleich hielten sich Menschen angesichts der hohen Unsicherheit mit größeren Anschaffungen zurück und würden mehr Vorsorge betreiben, erläuterte Stappel.

2020 und 2021 war Spar-”Rekordjahre”

Die in zwei Corona-Jahren auf Rekordhöhe gestiegene Sparquote der privaten Haushalte lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im ersten Halbjahr bei 11,1 Prozent und damit in etwa auf dem Niveau des Vor-Pandemie-Jahres 2019. Je 100 Euro verfügbarem Einkommen wurden im Schnitt 11,10 Euro auf die Seite gelegt. Das entspricht monatlich einem Betrag von durchschnittlich 240 Euro je Einwohner.

Abhängig von Einkommenshöhe, Sparneigung und Lebenslage gebe es allerdings sehr deutliche Unterschiede, erläuterte die Wiesbadener Behörde. Während einige Haushalte nach wie vor viel Geld auf die Seite legen konnten, sei bei anderen am Ende des Monats nichts übriggeblieben.

Im Jahr 2019 hatte die Sparquote in Deutschland bei 10,8 Prozent gelegen. Je 100 Euro verfügbarem Einkommen legten die privaten Haushalt in dem Jahr somit fast 11 Euro zurück. Im Jahr 2020 erreichte die Sparquote in Deutschland nach jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes mit 16,4 Prozent des verfügbaren Einkommens einen Rekord. Ein Jahr später blieb die Sparquote mit 15,1 Prozent vergleichsweise hoch.

Energiepreise und Inflation hindern am Sparen

Das lag auch daran, dass viele Menschen während der Corona-Pandemie mehr Geld übrig hatten als in normalen Zeiten, zum Beispiel weil Urlaubsreisen ausfielen und Freizeiteinrichtungen zeitweise geschlossen waren. Im laufenden Jahr hat der private Konsum nicht in dem Maße angezogen wie erwartet, weil der Krieg in der Ukraine für neue Unsicherheit sorgte. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher können wegen der extrem gestiegenen Preise zum Beispiel für Energie kein Geld auf die hohe Kante legen.

Der Bankenverband BVR hatte daher Ende September die Prognose abgegeben, dass die Sparquote in Deutschland im laufenden Jahr erstmals seit 2014 wieder in den einstelligen Bereich absinken wird. Der Weltspartag, der vor allem Kinder seit 1925 Jahr für Jahr dafür begeistern soll, Geld zurückzulegen, ist in diesem Jahr am 28. Oktober.

Jetzt teilen

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

Newsletter-Bedingungen

Lesen Sie auch