Die Commerzbank kommt auch im fünften Jahr mit Martin Zielke als Vorstandschef nicht zur Ruhe. Dabei gerät der 57-jährige Manager zunehmend selbst unter Druck. Vor allem der Großaktionär Cerberus macht aggressiv Stimmung gegen ihn und seine Kollegen.
Renditeziele
Der US-Finanzinvestor ist aber nicht allein mit der Kritik an der bisherigen Strategie und den erst im September 2019 ausgerufenen Renditezielen. Zielke will und muss deshalb nachlegen.
Eine Präsentation neuer Sparziele im Aufsichtsrat an diesem Mittwoch (1. Juli) fiel jedoch aus, weil die Arbeitnehmervertreter in dem Gremium um eine Verschiebung gebeten hatten, wie Aufsichtsratsmitglied Stefan Wittmann FinanzBusiness am Dienstag (30. Juni) berichtet hatte. Einen neuen Termin gibt es noch nicht.
Treffen von Bund und Cerberus
Laut Wittmann beanstandeten die Arbeitnehmervertreter, dass das Management dem Aufsichtsrat wichtige Unterlagen nicht vorgelegt habe. Zugleich habe man mitbekommen, dass der unzufriedene aktivistische Investor Cerberus und der Bund als Großaktionäre in die Überarbeitung der Strategie eingebunden worden seien. Daher sei die Verlegung der Sitzung beim Aufsichtsratsvorsitzenden Stefan Schmittmann beantragt worden.
Streit über Stellenabbau in der Commerzbank eskaliert
Zielke und Finanzchefin Bettina Orlopp hatten nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr in diesem Februar angekündigt, den Sparkurs noch einmal zu forcieren. Die Gewerkschaft Verdi fürchtet einen weiteren massiven Personal- und Filialabbau.
Nachlegen beim Sparen
Dem Staat mit 16 Prozent Anteil und Cerberus mit mehr als 5 Prozent waren die bisherigen Ziele offenbar nicht ehrgeizig genug. Anstelle von Einsparungen in Höhe von 600 Mio. Euro bis 2023 könnte die Summe auch zwei bis drei Mal so hoch ausfallen, legte etwa ein von der Bundesrepublik beauftragtes Gutachten der Boston Consulting Group nahe.
Auch Analysten halten die bisherigen Ziele der Bank für wenig ehrgeizig - und Zielke für nicht durchsetzungsstark genug. So schwankte seine Zielgröße bei den Vollzeitstellen mehrmals und liegt jetzt bei 35.900.
Beim Aktienkurs gibt es daher wenig Hoffnung. Nur einer der 13 von dpa-AFX erfassten Experten, die sich in den vergangenen Wochen zu Wort gemeldet haben, empfiehlt das Papier zum Kauf, fünf raten zum Verkauf und sieben sind für "Halten". Das durchschnittliche Kursziel von 3,60 Euro verursacht ebensowenig Euphorie, liegt es doch rund 10 Prozent unter dem derzeitigen Niveau.
Geringe Überschüsse in Gefahr
Vom wirtschaftlichen Umfeld kommt derweil wenig Unterstützung. Im Gegenteil. Die Corona-Krise dürfte zu vermehrten Kreditausfällen führen und damit die zuletzt positiven, aber geringen Überschüsse der Commerzbank gefährden.