Deutschlands Banken stellen zum zweiten Quartal ein, nutzen digitale Kanäle zur Einarbeitung

Auch Ausschreibungen gehen selektiv weiter, Einschränkungen betreffen vor allem betriebliche Schulungen
Händeschütteln: In der Corona-Krise verboten. | Foto: picture alliance/Christin Klose
Händeschütteln: In der Corona-Krise verboten. | Foto: picture alliance/Christin Klose

Begrüßen mit Händeschütteln oder Winken in der Video-Konferenz? Blumen am neuen Arbeitsplatz oder per Bote, zugestellt ins Home-Office? Die Infektionskrankheit COVID-19 zwingt Arbeitgeber und Belegschaften dazu, auf Kontakt zu verzichten und auch bei der Begrüßung neuer Mitarbeiter völlig neue Wege einzuschlagen. Wie gehen Banken und Sparkassen mit der neuen Situation um? FinanzBusiness hat Ende März nachgefragt. 

Bei der Postbank haben zum 1. April 2020 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Filialen begonnen. Die Pandemie beeinträchtigt das öffentliche Leben stark, aber Deutsche Post und Postbank erfüllten für die Bevölkerung den gesetzlich verankerten Grundversorgungsauftrag mit postalischen Dienstleistungen. „Wir sind verpflichtet, diesen Aspekt bei sämtlichen Überlegungen zu möglichen Einschränkungen unserer Services im Auge zu behalten. Deshalb wirbt die Postbank aktuell auch weiterhin aktiv um Personal, stellt ein und arbeitet neue Mitarbeiter ein“, erklärt Iris Laduch von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Postbank in Bonn. 

Dabei folge das Unternehmen den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation mit entsprechenden Hygiene- und Verhaltensempfehlungen für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese lasse es auch in die aktuelle Gestaltung von Recruiting- und Einstellungsprozessen einfließen. So gehe die Ausschreibung offener Stellen bei den Backofficeeinheiten und in der Zentrale normal weiter, die Bewerbungsgespräche würden derzeit jedoch in erster Linie telefonisch geführt.

Vorbereitungen für neues Ausbildungsjahr laufen

Auch der Recruiting-Prozess für das am 1. August beginnende Ausbildungsjahr für Auszubildende und Duale Studenten laufe weiter. Das Recruiting finde in einem mehrstufigen Prozess mit digitalen und Präsenz-Formaten statt. In der aktuellen Situation prüfe die Postbank verstärkt, ob und wie sie physische Zusammenkünfte auf Online-Formate umstellen könne. Trotz oder gerade wegen der großen Verunsicherung durch die Pandemie ermutige die Postbank junge Menschen, sich zu bewerben. „Die Postbank stellt weiterhin Auszubildende ein“, so Laduch. 

Bei der Sparkasse Mittelthüringen gehen die Ausschreibungen für die Auszubildenden ebenfalls wie zuvor weiter. Kandidatinnen und Kandidaten könnten sich bewerben. Die Auswahlgespräche hierzu fänden derzeit jedoch nicht statt. „Wir werden sie zu gegebener Zeit wieder aufnehmen“, erklärt Unternehmenssprecher Benjamin Beck in Erfurt.

Neue digitale Instrumente zur Einarbeitung

Schon ihre Arbeit aufgenommen haben die zum 1. April eingestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Die Gespräche hierzu waren bereits erfolgt und auch die Entscheidung zur Einstellung hatten wir bereits getroffen, bevor die Corona-Krise ausgebrochen ist“, erklärt Beck.

Generell biete die Sparkasse Mittelthüringen verschiedene Instrumente an, um die Neuen einzuarbeiten. Dazu zählten Webinare und E-Learning-Angebote. Diese seien auch während der Corona-Krise sehr gut nutzbar. Abhängig vom Einsatzgebiet des Mitarbeiters, besteht auch die Möglichkeit zur Arbeit im Home-Office. 

Weiteren neuen Mitarbeiter in der aktuellen Krise eine Stelle anzubieten, plant die Sparkasse Mittelthüringen derzeit zwar nicht.

„Seit dem Ausbruch der Corona-Krise haben wir bis auf Weiteres unsere Recruiting-Aktivitäten eingestellt. Zudem haben wir derzeit keinerlei Stellen ausgeschrieben und auch Vorstellungsgespräche führen wir in der momentanen Situation nicht durch“, so Beck.

Keine betrieblichen Schulungen

Auch in der Stadtsparkasse Augsburg werden derzeit neue Mitarbeiter eingearbeitet, die am 1. April begonnen haben. Personalerin Karin Porsche: „Wir beachten die gängigen Empfehlungen, halten den üblichen Sicherheitsabstand von 1,5 Meter ein und die bestehenden Hygienevorschriften“. Einschränkungen gäbe es beim Einarbeiten nur bei betrieblichen Schulungen. Die seien bis auf Weiteres alle ausgesetzt. Soweit möglich nutzten die Augsburger alternative Lernmethoden wie Webinare und Lernsoftware im Intranet. Nach dem Ende der Corona-Krise werde entschieden, ob die Schulungen nachgeholt würden.

Weiter läuft dagegen das Recruiting. Neben den Stellen im Bereich Ausbildung sowie immer möglichen Initiativbewerbungen sind aktuell vier Stellen veröffentlicht. Allerdings werde der überwiegende Teil der Stellen intern ausgeschrieben. Mit externen Bewerbern werden, soweit es jetzt zwingend erforderlich ist und Kandidaten einverstanden seien, Vorstellungsgespräche in einem entsprechend großen Besprechungsraum geführt, der höchstmöglichen Abstand biete. „Selbstverständlich verzichten wir dabei auf das „Händeschütteln“, sagt Porsche.

Vorstellungsgespräche am Telefon oder per Videoschalte

Bei der Berliner Volksbank werden Vorstellungsgespräche als Telefoninterviews oder Video-Calls geführt. „Von persönlichen Interviews sehen wir weitestgehend ab und beachten alle erforderlichen Hygiene- und Abstandsregeln“, erklärt Johanna Volk, Abteilungsleiterin der Bank für Marke und Kommunikation, Veranstaltungen und Netzwerke. Das Recruiting ginge weiter und auf der Karrierewebsite seien aktuell drei Stellen ausgeschrieben. „Wir beobachten, dass Bewerber weiterhin Interesse an einer neuen beruflichen Herausforderung haben und sich sowohl auf Stellenanzeigen als auch initiativ bewerben“, so Volk. Der Rekrutierungsprozess der Bank sei sehr digital angelegt, sodass dieser weiterhin angeboten werden könne.

Neue Mitarbeiter, die am zum 1. April gestartet sind, würden durch die Kolleginnen und Kollegen eingearbeitet, die derzeit gesplittet in zwei Gruppen - mobil oder im Büro - arbeiten. „Die Einarbeitung neuer Mitarbeiter ist demnach weiterhin gut gewährleistet“, sagt Volk.

Schutz und Gesundheit oberstes Gebot

Bei der Bayerischen Landesbank (BayernLB) in München haben eigenen Angaben zufolge zum 1. April haben sieben Trainees und fünf festangestellte Mitarbeiter begonnen. Sie seien unter Einhaltung der vorgegebenen Regeln rund um COVID-19 begrüßt worden, zum Teil stellten sich neue Kollegen im Rahmen von Telefonkonferenzen vor. 

 „Im Vorfeld ihres Arbeitsbeginns waren wir natürlich in Kontakt mit allen unseren neuen Kollegen und Kolleginnen, um individuell die Einarbeitung zu besprechen“, so Matthias Priwitzer, Leiter Kommunikation und Marketing. Jeder Trainee erhalte zeitnah ein mobiles Endgerät. Die Einarbeitung erfolge individuell und unter veränderten Gegebenheiten. So würden Telkos und Videokonferenzen genutzt. Alle neuen Mitarbeiter „haben großes Verständnis für die aktuelle Situation gezeigt“, erklärt er.

Oberstes Gebot sei weiterhin der Schutz der Gesundheit aller Mitarbeiter. Gleichzeitig müsse die notwendige operative Stabilität aufrechterhalten werden. So halte die Landesbank  auch unter den gegebenen Umständen an ihrer Rekrutierungsstrategie fest. Vor allem bei den Nachwuchskräften sei eine kontinuierliche Präsenz auf dem Arbeitsmarkt wichtig: Priwitzer dazu: „Daher bespielen wir natürlich auch jetzt ausgewählte Recruitingkanäle.“

Arbeitsbeginn verschoben, Recruiting geht weiter

Einen anderen Weg geht dagegen die Joh. Berenberg, Gossler & Co.KG. Grundsätzlich starteten dort die neuen Mitarbeiter etwas später, da sich ein Großteil der bisherigen Belegschaft im Home-Office befinde. „So ist ein Start natürlich nicht gut möglich“, so Karsten Wehmeier, Direktor Unternehmenskommunikation. Das Recruiting laufe wie bisher. Stellen würden ausgeschrieben, die Vorstellungsgespräche jedoch derzeit per Telefon oder Videokonferenz geführt.

Jetzt teilen

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

Newsletter-Bedingungen

Die jüngsten FinanzBusiness-Artikel

Die GLS Bank ist bislang die einzige Bank, die Debitkarten aus Holz standardmäßig ausgibt. | Foto: GLS Bank

Zweifel an Nachhaltigkeit der neuen Genossen-Holzkarte

Für Abonnenten

Lesen Sie auch