Am Donnerstag steht die nächste EZB-Sitzung ins Haus, eine weitere Erhöhung der Leitzinsen gilt dabei als ausgemachte Sache. Anfang Juli hatten die Zinssätze für Baufinanzierungen nach dem letzten Zinsschritt angezogen – zum Teil um rund 0,3 Prozentpunkte
Schwankungen zwischen 3,5 und gut 4 Prozent
Michael Neumann, Chef des Baufinanzierers Dr. Klein, hält das aber nicht für einen nachhaltigen Trend: ”Seit rund einem dreiviertel Jahr sehen wir intensive Schwankungen auf einem Niveau zwischen 3,5 und gut 4 Prozent für zehnjährige Zinsbindungen”, erklärt er. Der Bestzins für ein zehnjähriges Immobiliendarlehen beträgt laut einer Mitteilung von Dr. Klein aktuell 3,53 Prozent.
Zwar sinkt die Inflation langsam, aber die Kerninflation hält sich hartnäckig auf hohem Niveau. Sie gilt als Gradmesser für den generellen Preistrend. Nicht zuletzt deshalb rechnet Neumann noch mit einem weiteren Zinsschritt im September. Größere Sprünge bei den Baufinanzierungszinsen erwartet er aber nicht, denn der Markt habe dies schon eingepreist.
”Aber es wird weiterhin hohe Schwankungen geben”, schätzt Neumann. ”Je nachdem, in welche Richtung die Finanzmärkte neue Wirtschaftsdaten interpretieren – und ob sie daraufhin eine restriktive oder neutrale Haltung von den Zentralbanken erwarten – zieht das den Baufinanzierungszins nach oben oder nach unten.“
Auch sei der Inflationsausblick auf 2024 entscheidend. Derzeit liegt dieser seitens der EZB bei drei Prozent. Sollte diese Prognose wieder kassiert werden, drohe laut Dr. Klein ein Zinsanstieg: ”Dann wären auch über vier Prozent für zehnjährige Immobilienfinanzierungen im Herbst möglich.“
Aber auch mögliche Zinssenkungen kalkulieren die Kreditgeber ein. ”Der Zinsunterschied zwischen langen und kurzen Zinsbindungen ist momentan nicht existent“, erklärt Neumann. ”Gerade wenn eine lange Planungssicherheit wichtig ist, lassen sich 20 Jahre Zinssicherheit derzeit zu einem vergleichbaren Preis wie eine fünfjährige Festschreibung einkaufen.“