Commerzbank bereitet nach Wirecard-Desaster Schadenersatzklage vor

Den Wirtschaftsprüfer von EY steht eine weitere Klage wegen ihrer vermeintlichen Versäumnisse bei der Prüfung des mittlerweile insolventen Wirecard-Konzerns ins Haus. Kleinaktionäre haben sich schon lange auf die Gesellschaft eingeschossen.
Der «Tränenpalast» ist vor der Unternehmenszentrale der Prüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) an der Friedrichstraße in Berlin | Foto: picture alliance/dpa | Jörg Carstensen
Der «Tränenpalast» ist vor der Unternehmenszentrale der Prüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) an der Friedrichstraße in Berlin | Foto: picture alliance/dpa | Jörg Carstensen
Ulrike Barth, dpa

Dem Wirtschaftsprüfer EY droht nach dem Wirecard-Desaster eine Schadenersatzklage der Commerzbank. Nach Informationen des "Manager Magazins" aus Unternehmenskreisen hat die Bank die Frankfurter Dependance der britisch-australischen Großkanzlei Ashurst damit beauftragt, eine Klage vorzubereiten. Ein Commerzbank-Sprecher wollte den am Mittwoch veröffentlichten Bericht auf Anfrage nicht kommentieren.

Die Prüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) steht wegen ihrer Rolle als langjähriger Abschlussprüfer der insolventen Wirecard in der Kritik. Der inzwischen aus dem Deutschen Aktienindex (Dax) geflogene Münchener Zahlungsdienstleister hatte im vergangenen Juni Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt und in der Folge Insolvenz angemeldet. Die Münchener Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Wirecard seit 2015 Scheingewinne auswies, und ermittelt wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs.

Commerzbank gab EY den Laufpass

Die Commerzbank, die zu den Wirecard-Kreditgebern gehörte, musste in der Folge 187 Millionen Euro abschreiben. Allgemein wird damit gerechnet, dass die Bank versuchen wird, sich zumindest einen Teil davon per Schadenersatzklage zurückzuholen - allein, um nicht von den eigenen Aktionären wegen Untätigkeit in der Sache belangt zu werden.

Anfang September hatte die Commerzbank bereits angekündigt, dass sie EY als Wirtschaftsprüfer der eigenen Bilanz den Rücken kehren wird. Der Aufsichtsrat habe beschlossen, der Hauptversammlung 2021 einen Wechsel des Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2022 vorzuschlagen, teilte der Frankfurter MDax -Konzern seinerzeit mit.

Auch andere Banken wenden sich ab

Die Commerzbank ist nicht der einzige Bankkunde, den EY nach dem Wirecard-Skandal verloren hat. So hatte sich beispielsweise auch die KfW zumindest perspektivisch von den Wirtschaftsprüfern verabschiedet, ebenso wie die Fondsgesellschaft DWS.

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Verklagte wird die Prüfungsgesellschaft auch von Kleinaktionäre, die durch den Bilanzskandal bei Wirecard Geld verloren haben. Sie zielt auf die "tiefen Taschen" der Prüfer.

EY hatte die Bilanzen des insolventen Zahlungsdienstleisters im Zeitraum von 2011 bis 2018 geprüft, ohne den Bilanzskandal zu entdecken. Erst für das Jahr 2019 verweigerten die Prüfer das Testat für Wirecard-Bilanz.

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