Flatexdegiro kommt 2022 mit blauem Auge davon

Der Online-Broker hat im abgelaufenen Geschäftsjahr zwar gut ein Viertel weniger Transaktionen abgewickelt, allerdings die Umsatz- und Ebitda-Ziele, die er kürzlich erst abgesenkt hatte, leicht übertroffen.
Frank Niehage, CEO von Flatexdegiro | Foto: Flatex
Frank Niehage, CEO von Flatexdegiro | Foto: Flatex
Anja Hall mit Material von dpa

Ganz so schlimm wie erwartet ist das Geschäftsjahr 2022 für Flatexdegiro dann doch nicht verlaufen: Der Online-Broker weist einen Umsatz von 407 Mio. Euro und ein Ebitda von 183 Mio. Euro aus. Das Unternehmen hatte zunächst Umsatzerlöse von 400 bis 440 Mio. Euro erwartet, diese Prognose aber im Dezember 2022 kassiert und mit nur noch 380 Mio. Euro gerechnet. 

Flatexdegiro senkt Ziele und baut Vorstand um

Konzernüberschuss knackt die 100-Millionen-Marke

Die bereinigte Ebitda-Marge sollte bei 37 Prozent liegen - nun hat Flatexdegiro mit 39,2 Prozent zwar das Vorjahresniveau (42,4 Prozent) nicht geschafft, aber die Erwartungen immerhin leicht übertroffen. Ein deutliches Plus gab es beim Konzernüberschuss. Er lag mit 106 Mio. Euro mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr (52 Mio. Euro). Zum Treiber für das Gewinnplus wurde der Umstand, dass der Kurs der Flatexdegiro-Aktie im vergangenen Jahr stark gesunken war. Das Unternehmen musste Rückstellungen für aktienbasierte Vergütungen seiner Mitarbeiter auflösen, was den Gewinn nach oben trieb. Ohne solche Sondereffekte wäre der Überschuss um rund 19 Prozent auf knapp 79 Mio. Euro gesunken.

„In einem schwierigen Umfeld haben wir einmal mehr eine starke operative und finanzielle Performance erzielt und erstmals einen Jahresüberschuss von über 100 Mio. Euro erwirtschaftet”, kommentiert CEO Frank Niehage das Ergebnis. Die Kundeneinlagen seien um 15 Prozent auf mehr als 3,2 Mrd. Euro gestiegen (Vj: 2,8 Mrd. Euro).

Mehr Kunden, aber weniger Transaktionen

Zwar wurden im vergangenen Jahr über 460.000 neue Kundenkonten eröffnet, was zu einem Gesamtkundenstamm von 2,4 Mio. führte. Dennoch sank die Zahl der abgewickelten Transaktionen um 26 Prozent auf 67 Mio. (Vj: 91 Mio.). 

”Wann genau wir wieder eine Belebung der Handelsaktivität von Privatanlegern sehen werden, bleibt abzuwarten”, so Niehage. ”Zu sehr ist dies bedingt durch die geopolitische Situation sowie die erwarteten Zinsschritte von FED und EZB.” Der CEO kündigt an, dass Flatexdegiro sich ”noch stärker auf die Ausweitung der Profitabilität” konzentrieren werde. Zugleich baue das Unternehmen das Kundenangebot aus und fahre den Marketingaufwand herunter.

Was den Ausblick für 2023 angeht, so bleibt der Vorstand zurückhaltend. Vorausgesetzt, dass die Handelsaktivität der Privatanleger auf dem Niveau der zweiten Jahreshälfte 2022 bleibt, ergebe sich das Pozential, den adjustierten Umsatz leicht zu steigern und eine adjustierte Ebitda-Marge von mehr als 40 Prozent zu erzielen, heißt es.

BaFin-Anordnungen sollen 2023 komplett abgearbeitet sein

Derweil hat der Online-Broker noch weitere Probleme zu lösen. Nachdem die BaFin-Aufseher Flatexdegiro einer Sonderprüfung unterzogen und im Herbst 2022 Mängel in der Organisation und der Unternehmensführung festgestellt hatten, ist ein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Verstößen in den Jahren 2020 und 2021 zwar abgeschlossen. Dafür musste das Unternehmen nun ein Bußgeld von gut einer Million Euro bezahlen.

Zudem hatte die BaFin wegen der Mängel auch die Eigenmittelanforderungen erhöht. Das Unternehmen bezog sich in der Mitteilung nun auf Wertpapierkredite, die von seiner Sparte Degiro begeben wurden. Dort seien die Strategien zur Risikominderung wegen ”prozessualer Schwächen temporär nicht anwendbar”, hieß es. Das Unternehmen treibe die Behebung dieser Mängel ”mit Hochdruck voran”. Die erfolgreiche Umsetzung der notwendigen Maßnahmen solle noch im Jahr 2023 erreicht werden, hieß es.

Jetzt teilen

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

Newsletter-Bedingungen

Lesen Sie auch

Dirk Kipp ist neuer Kapitalmarktvorstand der LBBW. | Photo: LBBW

LBBW hat einen neuen Kapitalmarktvorstand

Für Abonnenten