Scheidender Bankenaufseher Andrea Enria gibt sich selbstkritisch
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat aus Sicht ihres obersten Bankenaufsehers Andrea Enria bei manchen Geldhäusern nur enttäuschend Fortschritte bei der Behebung von Problemfeldern erzielt. Zwar sei die Aufsicht sehr effektiv gewesen bei der Säuberung der Bankbilanzen von den Altlasten an faulen Krediten, sagte Enria während eines Vortrags an der London School of Economics.
Bei Themen wie der Unternehmensführung von Banken, ihren internen Kontrollen oder der Tragfähigkeit ihrer Geschäftsmodelle ist es laut Enria hingegen viel schwieriger gewesen, messbare Fortschritte zu erzielen.
”Unsere Erfolgsbilanz bei der EZB ist gemischt”, räumte Enria ein. ”Wir haben einige Erfolge dabei gehabt, wirksame Sanierungen und Änderungen in der internen Unternehmensführung voranzutreiben, aber in einigen Fällen sind die Fortschritte enttäuschend langsam gewesen.” Der Italiener scheidet zum Jahresende nach fünf Jahren aus dem Amt. Die EZB überwacht seit Herbst 2014 die Großbanken in der Eurozone.
Ein Versagen bei der Beseitigung von Achillesfersen könne zu einer existenziellen Bedrohung für Banken werden, wie bei der Credit Suisse und einigen US-Regionalbanken zu sehen gewesen sei, sagte Enria. Aus Sicht des EZB-Chefbankenaufsehers könnten mehr grenzüberschreitende Fusionen und Übernahmen den Bankensektor stärken. Allerdings gebe es bei grenzüberschreitenden Konsolidierungen zu wenig Unterstützung seitens der EU-Länder, kritisierte er. Dies seine eine gefährliche Schwachstelle.