Greenwashing: Auch die Eidgenossen ziehen die Zügel an

Kommt eine gesetzliche Regelung, wäre das ein Rückschlag für die Banken und Fondshäuser, die beim Greenwashing auf Selbstregulierung gesetzt hatten. Es bleibt aber noch eine Hintertür.
Fahne auf dem Berg Rigi nahe Luzern. | Foto: picture alliance / dpa-tmn | Catherine Waibel
Fahne auf dem Berg Rigi nahe Luzern. | Foto: picture alliance / dpa-tmn | Catherine Waibel
reuters

Im Kampf gegen Etikettenschwindel bei grünen Investments will die Schweiz die Zügel anziehen. Die Regierung bringt eine neue Regelung gegen das sogenannte Greenwashing auf den Weg. Das Finanzministerium (EFD) solle bis spätestens Ende August 2024 einen Vorschlag für eine Verordnung vorlegen, teilte die Regierung jetzt mit. ”Mit dieser Verordnung erwarten wir stärkere Maßnahmen gegen Greenwashing”, sagte ein EFD-Sprecher.

Branche setzt auf Selbstregulierung

Eine gesetzliche Regelung wäre ein Rückschlag für die Banken und Fondshäuser, die beim Greenwashing auf Selbstregulierung gesetzt hatten. Es bleibt aber noch eine Hintertür: Falls die Finanzbranche doch eine Selbstregulierung präsentiere, die den Standpunkt der Regierung effektiv umsetze, werde das EFD auf weitere Regulierung verzichten, erklärte die Regierung.

Kein anderer namhafter Finanzplatz lässt zu, dass sich die Anbieter selbst überwachen. Nichtregierungsorganisationen wie der WWF Schweiz hatten kritisiert, dass Selbstregulierung Greenwashing-Vorfälle nicht verhindern könne. Die Zahl der möglichen Fälle von Greenwashing durch Banken und Finanzdienstleister in aller Welt ist in den vergangenen zwölf Monaten um 70 Prozent hochgeschnellt, wie aus einer kürzlich veröffentlichten Studie von RepRisk hervorgeht. Die meisten davon entfielen auf europäische Finanzinstitute.

Stellungnahme der Verbände

Die Branchenverbände Schweizerische Bankiervereinigung, Asset Management Association Switzerland und Schweizerischer Versicherungsverband wollen das Thema in Eigenregie regeln. ”Die drei Verbände sind weiterhin überzeugt, dass die Selbstregulierungen ein wirksames und im Vergleich zur prinzipienbasierten Regulierung flexibleres Instrument zur Vermeidung von Greenwashing darstellen”, erklärten sie in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Dass Unternehmen irreführende Behauptungen in Bezug auf Nachhaltigkeit aufstellen, um ihren Ruf und den Gewinn aufzupolieren, ist den Regulatoren ein Dorn im Auge. Denn Investitionen sind eine Schlüssel-Voraussetzung, um die Wirtschaft auf Klima-Kurs zu bringen. Mangelnde Glaubwürdigkeit untergräbt diese Anstrengungen. Experten zufolge besteht das größte Risiko von Greenwashing bei Kundenberatern, die Anleger falsch informieren, sowie bei Anlageprodukten, die grüner vermarktet werden als sie sind.

Prozesse anpassen, Schulungen

Eine hohe Glaubwürdigkeit sei eine Voraussetzung, damit ein Finanzplatz im Bereich nachhaltiger Anlagen eine führende Rolle einnehmen könne, hatte die Schweizer Regierung bereits im Dezember erklärt. Die Kunden müssten klarer informiert werden, wie nachhaltig Finanzprodukte oder Dienstleistungen tatsächlich seien. Die Vorschläge einer Arbeitsgruppe dazu, wie das umzusetzen sei, stellten die Regierung nun nicht zufrieden.

Jedenfalls aber zeichnet sich ab, dass wohl viele Banken ihre Prozesse anpassen müssen. Das und auch die Schulung der Mitarbeiter könnten eine Bank über die kommenden fünf Jahre fünf bis zehn Millionen Schweizer Franken kosten, schätzt Daniel Schmid Perez vom Bankenberater ZEB.

Die Volumen der Anlagen ”mit Nachhaltigkeitsbezug” schrumpften in der Schweiz 2022 auf 1610 Mrd. Franken von 1983 Mrd. im Jahr davor, wie aus einer Studie von Swiss Sustainable Finance (SSF) hervorgeht. Neben der Marktperformance, die sich auch bei konventionellen Anlagen negativ auswirkte, steckten dahinter mehrere große Anbieter, die bei der Kennzeichnung vorsichtiger geworden waren.

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