Deutschlands Privatbanken sehen keine negativen Auswirkungen auf die hiesige Kreditvergabe nach den jüngsten Turbulenzen an den Bankenmärkten in den USA und der Schweiz. Die Kreditvergabe der Geldhäuser in Deutschland sei ”zuverlässig und stabil”, stellte der Bundesverband deutscher Banken (BdB) in seinem Quartalsbericht zur Unternehmensfinanzierung fest. Im Vergleich zum Vorquartal stieg demnach im ersten Quartal des laufenden Jahres die Kreditvergabe aller Banken um 0,5 Prozent und die der privaten Banken um 2,2 Prozent.

Das Gespenst der Kreditklemme zeigt sich wieder

Angesichts der jüngsten Banken-Probleme, die von den Regierungen in Washington D.C. und Bern mit hohen Kapitalaufwendungen angegangen wurden, tauchte am Kapitalmarkt vermehrt das Gespenst der Kreditklemme auf – diese drohe angesichts der rasant gestiegenen Zinsen nach Jahren von Null- und Negativzinsen, zusätzlichen Druck übten die hohen Inflationsraten in vielen Ländern aus, heißt es seitens der skeptischen Ökonomen.

Der BdB beruhigt: Der Finanzmarkt in der Europäischen Union habe sich ”als sehr robust erwiesen”. Die nach der Finanzkrise 2007/2008 eingeführten schärferen Regeln hätten sich bewährt. ”Das ist ein entscheidender Grund, weshalb in Deutschland keine negativen Effekte auf die Unternehmensfinanzierung zu beobachten sind. Mögliche Sorgen um die Refinanzierung oder eine eingeschränkte Kreditvergabe sind daher unbegründet.”

Das Angebot der Banken an Finanzierungen sei größer als die Nachfrage, fasste BdB-Hauptgeschäftsführer Heiner Herkenhoff zusammen: ”Unternehmen haben kein Problem, an frisches Geld für Investitionen zu kommen. Das Angebot ist vorhanden.”

Leichter Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung 2023 erwartet

Angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten halten sich die Unternehmen aber mit Investitionen, beispielsweise in verschiedene Transformationsformationsprojekte, weiterhin zurück. Eine durchschlagende Besserung der jüngst in die Rezession gerutschten Wirtschaft ist laut BdB kurzfristig nicht zu erwarten. Selbst bei einer allmählichen konjunkturellen Bodenbildung sei im Jahresschnitt 2023 ein leichter Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung zu befürchten.

”Viele Betriebe haben Transformations- und Investitionspläne entwickelt – sie setzen sie aber aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – Energiepreise, Arbeitskräftemangel, komplexe bürokratische Auflagen und Prozesse – noch zu wenig um. Erfreulich wäre es, wenn sich das Investitionsvolumen im Bausektor in den kommenden Monaten zumindest stabilisiert und die Ausrüstungsinvestitionen im weiteren Jahresverlauf auf einem Wachstumskurs bleiben”, heißt es im BdB-Quartalsbericht.

Das Gesamtvolumen der ausstehenden Kredite an Unternehmen und wirtschaftlich Selbständige in Deutschland lag im ersten Quartal 2023 laut aktuellen Zahlen der Bundesbank mit rund 1,136 Billionen Euro nur 0,5 Prozent über dem Wert des Vorquartals.