Die Folgen des Credit-Suisse-Debakels

(Aktualisiert um Aussage des Bankenverbandes)
Europäische Bankenaufseher und auch die Abwicklungsbehörde haben das Eingreifen der Schweizer Behörden im Fall der Credit Suisse begrüßt. Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA, die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) und auch das Single Resolution Board sehen darin eine Unterstützung für die Finanzstabilität, wie die drei Häuser in einer gemeinsamen Erklärung schrieben.
”Der europäische Bankensektor ist widerstandsfähig und verfügt über ein solides Kapital- und Liquiditätsniveau”, heißt es in der Mitteilung von EBA, EZB-Bankenaufsicht und SRB. Das zusätzliche Kernkapital (AT1) sei und bleibe ein wichtiger Bestandteil der Kapitalstruktur der europäischen Banken.
Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) äußerste sich auf Anfrage: ”Das deutsche Finanzsystem erweist sich weiterhin als stabil und robust,” sagte ein Sprecher der Aufsicht FinanzBusiness. Die Behörde habe die aktuellen Marktentwicklungen im Blick und berücksichtige sie im Rahmen ihrer laufenden Aufsicht.
Auf Anfrage von FinanzBusiness äußerte sich auch der Bankenverband: ”Die deutschen Banken haben sich in der vergangenen Woche insgesamt als robust und widerstandsfähig gegenüber externen Schocks erwiesen. Sie sind gut kapitalisiert, verfügen über starke Liquiditätsreserven und eine breit diversifizierte Einlagenstruktur.”
Dennoch kam es an en Finanzmärkten erneut zu Turbulenzen. An den wichtigsten asiatischen Börsen ging es am Montag überwiegend abwärts. Auch der deutsche Leitindex Dax startete mit Abschlägen in den Handel. Vor allem die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank verloren deutlich an Wert.
Stimmung für Banken bleibt angeschlagen
Sowohl der Milliardendeal in der Schweiz als auch die Maßnahmen mehrerer Notenbanken zur Liquiditätsversorgung des Finanzsystems konnten gegen die Ängste vor einer Bankenkrise nur wenig ausrichten. Die Stimmung für Banken bleibt angeschlagen, Anleger zogen sich weiter zurück.
Eine Folge des Credit-Suisse-Verkaufs: Die Bank hatte am Sonntag mitgeteilt, dass ihre AT1-Schulden im Wert von 15,8 Mrd. Franken (15,96 Mrd. Euro) auf Anweisung der Schweizer Aufsichtsbehörde Finma im Rahmen der Übernahme durch die UBS auf Null abgeschrieben werden.
Investoren stoßen AT1-Anleihen ab
Das führte heute dazu, dass Investoren eigenkapitalähnliche Anleihen (AT-1) europäischer Banken aus ihren Depots werfen. Die Kurse von Additional-Tier-1-Anleihen der Deutschen Bank, HSBC, UBS und BNP Paribas fielen am Montag nach Daten des Online-Brokers Tradeweb um zehn bis zwölf Cent.
Die Summe sei zwar nur ein Bruchteil des Gesamtmarktes im Wert von 250 Mrd. Euro, aber die Abschreibung bedeute für die Investoren eine Neubewertung der Risiken, schrieben die Experten der BayernLB. ”Darüber hinaus stehen AT1-Investoren nun schlechter da als Aktionäre, die wenigstens UBS-Aktien bekommen.” Jetzt dürfte der Markt versuchen, herauszufinden, welche Bank die meisten AT1-Anleihen der Credit Suisse hat. ”Volatilität ist dabei vorprogrammiert.”
Commerzbank und DWS halten keine AT1-Anleihen der Credit Suisse
Deutsche Bank, DWS und Commerzbank sind von den Abschreibungen der Credit-Suisse-AT1-Anleihen jedoch kaum oder nicht betroffen. Das Exposure liege bei ”nahe Null”, teilte Deutschlands größte Bank mit. Die Deutsche-Bank-Tochter und die Commerzbank ließen verlauten, dass sie keinerlei AT1-Schuldtitel der Schweizer Bank halten.
Kritisch wurde die Übernahme vom Vorstand der Nichtregierungsorganisation Finanzwende, Gerhard Schick, bewertet: ”Diese Rettung schafft neue Probleme. Mit dieser Fusion zweier Banken, die schon zuvor systemrelevant waren, erhalten wir einen noch größeren Akteur, der erst recht nicht pleitegehen darf”, sagt Schick. Das sei nicht nachhaltig. ”Die Wochenend-Not-Fusion zeigt, wie instabil die Finanzmärkte sind. Der Druck der Märkte war so groß, dass man sich zu diesem Schritt genötigt sah.”
Nötig seien jetzt viel höhere Kapitalpuffer bei Banken, eine europäische Abwicklungs- und Einlagensicherungsbehörde mit deutlich mehr Befugnissen und eine Trennung von Geschäftsbanken und Investmentbanking.
Warum Gerhard Schick auf die Frage nach einer positiven Bank-Aussage lange zögert
Das Recht ist stärker als das kriminelle Geld, sagt Gerhard Schick