Die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen ist im freien Fall

Seit 2015 ist nach Auswertungen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform die Bereitschaft zur Zahlung nicht mehr auf einem derart geringen Niveau gewesen wie im zweiten Halbjahr 2022. Kreditgeber sind demnach gezwungen, die Darlehenskonditionen erneut anzupassen.
Mahnungen | Foto: Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung
Mahnungen | Foto: Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung

Seit 2015 ist die Zahlungsmoral in deutschen Unternehmen nicht mehr so schlecht gewesen. Das geht aus Untersuchungen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervor. Während im zweiten Halbjahr 2021 verspätet bezahlte Rechnungen im Durchschnitt mit einer Verzögerung von knapp zehn Tagen beglichen wurden, kam das Geld im zweiten Halbjahr 2022 im Durchschnitt nach knapp elf Tagen bei Lieferanten oder Kreditgebern an. ”Das ist der höchste Wert seit sieben Jahren”, heißt es in der Auswertung.

”Die Zunahme der Zahlungsverzögerungen trifft gerade auf eine Phase des Konjunkturabschwungs”, sagte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung. ”Das lässt bei Kreditgebern und Gläubigern die Alarmglocken schrillen.” Das Risiko für Forderungsausfälle sei so hoch wie seit Jahren nicht mehr.

Die mittlere Forderungslaufzeit lag im zweiten Halbjahr 2022 branchenübergreifend bei durchschnittlich 40,92 Tagen und damit 0,61 Tage höher als in der Vorperiode von Januar bis Juni. Im Durchschnitt wurde den Kunden im zweiten Halbjahr 2022 ein Zahlungsziel von 29,97 Tagen gewährt. Zum Vergleich: Zu Beginn der Corona-Pandemie waren deutlich längere Zahlungsziele von rund 32 Tagen üblich.

Druck zur Anpassung von Kreditkonditionen

Viele Lieferanten und Kreditgeber hatten ihre Zahlungsziele im Zuge der Corona-Krise gekürzt, um Ausfallrisiken zu minimieren. Durch die Verschlechterung der Rahmenbedingungen seien die Kreditgeber gezwungen, die Darlehenskonditionen erneut anzupassen, wie es in der Studie heißt. Dennoch dürften die Zahlungsausfälle steigen. 

Für die Studie hat die Creditreform Wirtschaftsforschung rund vier Millionen Rechnungsbelege aus dem Creditreform Debitorenregister Deutschland (DRD) ausgewertet.

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