EZB-Vize Luis de Guindos nennt Inflation als größte Gefahr für Finanzstabilität

Laut der Europäischen Zentralbank sind Belastungen für Banken durch höhere Rückstellungen im kommenden Jahr möglich. Die Markterwartungen hinsichtlich der Gewinne der Institute könnten sich überdies als zu optimistisch erweisen.
EZB-Vize Luis de Guindos | Foto: picture alliance / Flashpic | Jens Krick
EZB-Vize Luis de Guindos | Foto: picture alliance / Flashpic | Jens Krick
dpa, reuters

Bei der Vorstellung des jüngsten Finanzstabilitätsberichts der Europäischen Zentralbank (EZB) benannte deren Vize-Präsident, Luis de Guindos, das größte Risiko für geordnete Verhältnisse auf dem Finanzmarkt und in der -branche:

”Das Hauptrisiko für Finanzstabilität und Wachstum besteht derzeit darin, dass die Inflation auf einem sehr hohen Niveau bleibt”, sagte de Guindos in einer Videoschalte. ”Unser Hauptbeitrag zur Finanzstabilität ist jetzt, Preisstabilität herzustellen.”

Die EZB sieht diese mittelfristig bei zwei Prozent Inflation im Euroraum gewährleistet. Davon ist die Teuerung seit Monaten weit entfernt: Im Euroraum lagen die Verbraucherpreise im Oktober um 10,7 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. In Europas größter Volkswirtschaft Deutschland stieg die Inflationsrate im Oktober auf 10,4 Prozent.

Kaufkraft der Verbraucher sinkt

Dadurch sinke die Kaufkraft der Verbraucher und womöglich auch ihre Fähigkeit zur Kreditrückzahlung. Banken könnten daher mittelfristig mit höheren Kreditverlusten konfrontiert sein.

Zu den Risiken für die Finanzstabilität zählte die EZB auch Spannungen an den Finanzmärkten, wodurch etwa die Widerstandsfähigkeit von Fonds getestet werde. Viele Investmentfonds seien nach wie vor stark anfällig für Bewertungs- und Kreditverluste. Fonds mit besonders geringen Puffern könnten Finanzmittelabflüsse stark zusetzen. ”Die Volatilität ist deutlich gestiegen in einer Reihe von Märkten”, sagte de Guindos.

Anzeichen für schlechtere Qualität der Vermögenswerte

Alle diese Schwachstellen könnten gleichzeitig auftreten und sich möglicherweise gegenseitig verstärken, warnte die Notenbank. Zwar profitierten die Banken von den inzwischen höheren Zinsen. Es gebe aber Anzeichen dafür, dass sich die Qualität der Vermögenswerte verschlechtere. Höhere Rückstellungen im Jahr 2023 könnten daher die Folge sein. Die Markterwartungen hinsichtlich der Gewinne der Institute könnten sich überdies als zu optimistisch erweisen.

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