Stabilitätswächter nehmen Schattenbanken in den Blick

Der Finanzstabilitätsrat nimmt die jüngsten geopolitischen Entwicklungen zum Anlass, sich näher mit der Frage zu beschäftigen, wie krisenfest der Schattenbanken-Sektor ist. Bestehende Instrumente genügen, meint er. Zumindest vorläufig.
Anja Hall mit Material von Reuters

Die globalen Stabilitätswächter wollen Schwachstellen im zuletzt kräftig gewachsenen Schattenbankensektor zunächst durch Anpassung bestehender Vorschriften angehen. Vorgeschlagen werde, existierende Instrumente zu adjustieren statt ganz neue Werkzeuge zu schaffen, schreibt der Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board, FSB) in einem Bericht an die Staats- und Regierungschefs der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20).

Kaum Erfahrungen mit den bestehenden Werkzeugen

Allerdings schränken die Stabilitätshüter ein: ”Die Erfahrungen mit dem Einsatz dieser Instrumente zur Minderung des Systemrisikos sind jedoch bisher begrenzt”, heißt es in dem Bericht. Man werde daher ”zu gegebener Zeit” prüfen, ob es nicht doch nötig ist, zusätzliche Instrumente für die Behörden zu entwickeln, um die Systemrisiken der Schattenbanken zu bekämpfen.

Zu den sogenannten Nicht-Banken-Finanzintermediären zählen beispielsweise Hedge- und Geldmarktfonds, alternative Investmentfonds und spezielle Börsenhändler. Inzwischen stehen sie für knapp die Hälfte des weltweiten Finanzsystems.

Liquiditätsmanagement im Fokus

Die Vorschläge des FSB, die er in dem Bericht unterbreitet, zielen darauf ab, Liquiditätsspitzen zu reduzieren, die Widerstandsfähigkeit der Liquiditätsversorgung in Stresssituationen zu erhöhen und die Risikoüberwachung und die Wachsamkeit der Behörden und Marktteilnehmer zu verbessern.

Zu den Risiken des Sektors zählt, dass ihre Aktivitäten Börsenturbulenzen verstärken und im Extremfall die Stabilität des Finanzsystems untergraben können. So mussten beispielsweise im Frühjahr 2020 zu Beginn der Corona-Krise die Zentralbanken einschreiten, um die Finanzmärkte zu beruhigen, als Geldmarktfonds in Schwierigkeiten geraten waren. Der FSB koordiniert die Ausarbeitung von internationalen Standards und Finanzregeln innerhalb der G20.

Die Stabilitätswächter wollen im kommenden Jahr ihre Untersuchung der Verwundbarkeiten im Schattenbankensektor vertiefen und dabei den Fokus auf versteckte Hebelwirkungen legen sowie identifizierte Probleme angehen, kündigen sie an.

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