Die Commerzbank wird wahrscheinlich mehr Filialen in Deutschland schließen als ursprünglich geplant, nachdem sie voraussichtlich das Ziel der Reduktion auf 450 Zweigstellen bis Jahresende erreichen wird. Das hat Finanzchefin Bettina Orlopp auf einer Investorenveranstaltung angedeutet, die am Dienstag stattfand und deren Aufzeichnung auf der Website des Instituts veröffentlicht wurde.
“Wir müssen uns unser gesamtes Filialnetzwerk genau anschauen, weil die Kunden sich in die Richtung von digitalen Kanälen bewegen”, sagte Orlopp. “Wir müssen wohl anerkennen, dass wahrscheinlich auch 450 nicht die finale Zahl ist und dass wohl noch mehr kommen wird”, stellte sie in Aussicht.
Dabei handele es sich allerdings um eine allgemeine Aussage, sagte ein Commerzbank-Sprecher auf Nachfrage von FinanzBusiness. Die 450 seien nach wie vor in der Strategie festgeschrieben. Die Bank arbeitet derzeit das ambitionierte Kostensenkungsprogramm ab, das CEO Manfred Knof vergangenes Jahr angestoßen hat.
Integration von Comdirect wackelt
Ein Kernstück des Plans ist die Reduzierung der deutschen Filialen auf 450 von 800 Ende 2020. Das soll auch dabei helfen, ungefähr 3.500 Vollzeitstellen in der Privatkundensparte einzusparen.
Commerzbank-Chef Knof bestätigt Jahresziele für 2022
Commerzbank-Vorstand beschließt Restrukturierungsplan
Die Führung der Sparte wurde im vergangenen Jahr von Thomas Schaufler übernommen, der vom größten österreichischen Geldhaus Erste Group Bank kam - und noch mehr als seine Vorgängerin Sabine Schmittroth die Digitalisierung betont.
Die Commerzbank erwägt derzeit auch, die geplante Integration ihrer boomenden Onlinetochter Comdirect abzublasen und stattdessen deren kundenorientierte IT auch für Commerzbank-Kunden zu nutzen, wie Bloomberg News kürzlich berichtete. Eine Folge dieses Schrittes wäre, dass gewisse Kosteneinsparungen nicht eintreten würden, die dann an anderer Stelle ausgeglichen werden müssten.