Grenke-Vorstand erachtet Mängel bei Kreditvergabeprozessen als unbedeutsam

Die von Mazars geäußerten Kritikpunkte hätten nur ein spezielles Portfolio an Minikrediten betroffen. Der wesentliche Teil des Geschäfts entfalle auf das Mikrokreditgeschäft und KfW-Kredite.
Antje Leminsky, Vorstandsvorsitzende der Grenke AG | Foto: Grenke AG
Antje Leminsky, Vorstandsvorsitzende der Grenke AG | Foto: Grenke AG

Die heute bekannt gewordenen "schwerwiegenden" Mängel beim Kundenkreditgeschäft der Grenke Bank lassen den Grenke-Vorstand unberührt, wie er in der heutigen Telefonkonferenz und auf Nachfrage von FinanzBusiness bekräftigte.

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Unter den Mängeln hatte Mazars im Zuge der von der BaFin beauftragten Sonderprüfung auch "Verstöße gegen die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk), die sich auf Beanstandungen im Kundenkreditgeschäft beziehen", ausgemacht. Kern der Sache seien nicht beziehungsweise nicht ausreichend gewährte Sicherheiten, sowie mangelhafte Prüfung der Kapitaldienstfähigkeit der Kreditnehmer.

Als Folge werde das Geschäft mit KMUs in einem "speziellen kleinen Portfolio" eingestellt; das seien eher Minikredite, die jedoch nur einen "sehr geringen" Teil des Grenke-Konzerns beträfen. "Das eingestellte Kreditgeschäft ist nur ein Teil des KMU-Kreditgeschäftes. Im ersten Quartal  [2020; Anm. d. Red] haben wir noch gut 7 Mio. EUR in diesem Segment gemacht. Der wesentliche Teil entfällt auf das Mikrokreditgeschäft sowie KfW-Kredite. Hier gab es auch keine Beanstandungen in den Prüfungen", erklärt der Grenke-Vorstand auf Nachfrage von FinanzBusiness.

Die wesentlichen Kritikpunkte von Mazars betrafen laut Mitteilung auch die Geldwäscheprävention. Auf die Frage, ob Grenke - speziell die dafür offiziell zuständige Risikovorständin Isabel Rösler - hier bereits konkrete Verbesserungen angestoßen habe, oder es sich momentan noch um rein strategische Überlegungen handle, gibt sich der Vorstand vage: "Beides. Frau Rösler hat einige Quick Wins sofort angestoßen. Parallel arbeitet Sie aber natürlich auch an den strategischen Themen."

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Außerdem hatte das Unternehmen angekündigt, den Vorstand dahingehend erweitern zu wollen - obwohl Rösler offiziell für diese Zuständigkeiten angetreten war. Angaben zur geplanten Besetzung könne nur der Aufsichtsrat liefern - eine Antwort des Gremiums an FinanzBusiness steht derzeit noch aus.

Pandemie für Risikovorsorge bereits berücksichtigt

Auch bei Bewertung der Risikovorsorge hat Mazars laut Grenke-Mitteilung Mängel angedeutet. Erstaunlich dabei: Für den wirtschaftlichen Ausblick in der Corona-Pandemie hatte Grenke zuvor augenscheinlich keine Risikovorsorge gebildet, wie es in der Mitteilung den Anschein machte.

"Wir hatten mit Ausbruch der Corona-Krise ausreichend Vorsorge getroffen. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hat unser Modell bereits antizipiert. Wir haben Millionen Daten über das Zahlungsverhalten von KMU, damit können wir gute Risikomodelle bauen ohne explizit eine BIP-Entwicklung einzubeziehen. Aber der Standard fordert es nun einmal und deshalb haben wir es ja auch in 2020 geändert", entgegnet der Vorstand.

Related-Party-Verschleierung hat keine weiteren Folgen

Zur Verstrickung Wolfgang Grenkes und seiner Lebensgefährtin Corina Stingaciu als Related Party - also dem Unternehmen nahestehende Person -, die laut Mazars-Bericht als solche hätte ausgewiesen werden müssen, gibt sich der Konzern ebenfalls gelassen. Als einzige Folge werde der Konzern diese Information in den Geschäftsberichten der Jahre 2019 (nachträglich) und 2020 erfassen. "Weitere Konsequenzen sind auf Basis des bisherigen Kenntnisstandes nicht erforderlich", resümiert der Vorstand.

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