Bayerische Sparkassen rechnen mit Millionen-Zuschreibungen

In einem Interview verteidigt der designierte Sparkassen-Präsiden Ulrich Reuter zudem die Zinszahlungen der Institute. Diese seien ”angemessen”.
Der designierte Sparkassenpräsident Ulrich Reuter. | Foto: picture alliance / Stephan Goerlich | Stephan Goerlich
Der designierte Sparkassenpräsident Ulrich Reuter. | Foto: picture alliance / Stephan Goerlich | Stephan Goerlich
Bloomberg

Nach den starken Abschreibungen auf ihre Eigenanlagen im vergangenen Jahr steuern die bayerischen Sparkassen nun auf Zuschreibungen von bis zu einer halben Mrd. Euro zu. Das hat Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, in einem Interview mit Bloomberg News angedeutet. Beim neuen Krisenherd Immobilienkredite erwartet er keine signifikanten Ausfälle. Die Abflüsse bei Kundeneinlagen bezifferte er trotz des harten Zinswettbewerbs auf unter fünf Prozent.

“Die Sparkassen in Bayern werden in diesem Jahr voraussichtlich zwischen 15 Prozent und 30 Prozent der Abschreibungen, die sie in 2022 auf ihre Wertpapier-Eigenanlagen abgeschrieben hatten, in Form von Zuschreibungen zurückholen”, sagte Reuter, der im kommenden Jahr an die Spitze des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) rücken wird. Die Abschreibungen hatten sich im vergangenen Jahr auf 1,6 Mrd. Euro belaufen.

Grund für den Einbruch war die schnelle Zinswende. Diese hatte den aktuellen Wert von festverzinslichen Wertpapieren, von denen die Sparkassen besonders viele im Depot haben, in den Keller gedrückt. Da die Papiere meist bis zur Endfälligkeit gehalten werden, sind diese Abschreibungen in der Regel nur temporärer Natur und gleichen sich in Folgejahren aus. Dieser Effekt ist aktuell bei vielen Sparkassen zu beobachten.

EZB soll Zinspause einlegen

Reuter sagte, er würde es begrüßen, wenn die EZB ihre Zinserhöhungen erst einmal pausieren und beobachten würde, wie sich die Inflation nach den bereits ergriffenen Maßnahmen weiterentwickele. Das baue Unsicherheiten für die Wirtschaft ab - “nicht zuletzt auch angesichts des Krieges in der Ukraine und der neuen Krise im Nahen Osten”, sagte Reuter.

Am Immobilienmarkt machen sich die hohen Zinsen bereits negativ bemerkbar. Teure Finanzierungen drücken auf die Nachfrage und Preise. LBBW, BayernLB, NordLB und Helaba haben im ersten Halbjahr dieses Jahres rund 400 Mio. Euro an Risikovorsorge für Gewerbeimmobilien gebildet. Reuter zufolge dürften die Sparkassen hier weniger unter Druck geraten. Weder bei Immobilien- noch bei Unternehmenskrediten sieht er signifikante Ausfälle.

“Die Sparkassen sind von der Krise am Gewerbeimmobilienmarkt potenziell weniger betroffen als womöglich die Landesbanken und klassische Finanzierer von großen Gewerbeimmobilien”, sagte Reuter. Dass eine Sparkasse ein großes Büroobjekt in einer Großstadt finanziere, komme eher selten vor.

Auch mit Blick auf private Immobiliendarlehen zeigte sich Reuter entspannt. Viele auslaufende Kredite, für die nun Anschlussfinanzierungen anstehen würden, seien vor fünf oder zehn Jahren abgeschlossen worden. Damals seien die Zinsen noch höher als auf dem absoluten Niedrigstand von 2020/21 gewesen. “Der Sprung bei den Zinsen erscheint meist verkraftbar, auch wegen zwischenzeitlich geleisteter Tilgungen. Damit können viele Haushalte umgehen”, sagte Reuter in dem Interview weiter. 

Immobilien-Neugeschäft eingebrochen

Schwieriger ist die Lage beim Neugeschäft der privaten Immobilienfinanzierung, das bei den bayerischen Sparkassen in den ersten neun Monaten um die Hälfte gegenüber dem Vorjahreszeitraum eingebrochen ist. 

Die Sparkassen sahen sich zuletzt dem Vorwurf ausgesetzt, sie würden das gestiegene Zinsniveau gar nicht oder nur in geringem Umfang an Sparer weitergeben. Reuter wies das zurück: “Die Sparkassen zahlen adäquate Zinsen aufs Tagesgeld, jede Sparkasse zahlt schon, was ihre Bilanz verträgt. Da sehe ich keinen Handlungsbedarf.” 

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