Sparkassen-Ausbildung gibt es demnächst auch per App

Die DSV-Gruppe bereitet sich auf eine neue Generation von Azubis vor - im Verbund mit dem EdTech Simpleclub: Sparkassen sollen ihren "Neuen" ab September alle Lernmaterialien auch digital anbieten können.
Sascha Theißen leitet den Bereich Bildungsmedien innerhalb der DSV-Gruppe | Foto: DSV-Gruppe
Sascha Theißen leitet den Bereich Bildungsmedien innerhalb der DSV-Gruppe | Foto: DSV-Gruppe

Sparkassen bekommen für ihre Auszubildenden ab September eine digitale Lernplattform per App: Die DSV-Gruppe als ihr Dienstleister überträgt dafür in Kooperation mit Simpleclub alle prüfungsrelevanten Themen ins Digitale - rund 140 Videos sollen entstehen, dazu Texte, Animationen und interaktive Übungsaufgaben.

"Die Generation, die jetzt mit ihrer Ausbildung beginnt, ist es gewohnt, digital und mobil zu arbeiten", erklärt Sascha Theißen, Leiter des Bereich Fach- und Bildungsmedien innerhalb der DSV-Gruppe, im Gespräch mit FinanzBusiness. Gerade das letzte Jahr mit Corona habe noch einmal gezeigt, wie wichtig digitale Angebote für sie seien.

"Schülerinnen und Schüler lernen heute völlig anders", so Theißen. Würde man sie als Auszubildende dann wieder nur mit den üblichen Unterlagen begrüßen, wäre das ein Bruch – ein Zurück in die alte Welt. "Das funktioniert einfach nicht mehr."

Prüfungsinhalte per App

Theißen verantwortet den Bereich Fach- und Bildungsmedien seit Oktober 2020 und hat sich zum Ziel gesetzt, nicht nur einzelne Themen digital aufzugreifen, sondern die Sache systematisch anzugehen: Er will ein Angebot schaffen, das hinsichtlich der Prüfungsinhalte möglichst komplett, individualisierbar und dabei didaktisch ausgereift sein soll – "zeitgemäßer, launiger, cooler", stellt er es sich vor.

So kam Simpleclub ins Spiel. Das Edtech aus Grünwald bei München hat vor neun Jahren damit begonnen, Lerninhalte für Schüler zu digitalisieren – da gingen die beiden Gründer Alexander Giesecke und Nicolai Schork selbst noch zur Schule.

Nicolai Schork und Alexander Giesecke (von links), Gründer von Simpleclub | Foto: Simpleclub
Nicolai Schork und Alexander Giesecke (von links), Gründer von Simpleclub | Foto: Simpleclub

Angefangen haben sie zunächst mit Videos, die sie auf Youtube stellten, später kamen eine App, 80 Mitarbeiter und mit HV Capital (Holtzbrinck Ventures) ein Investor hinzu. "Lehrer verwenden uns. Eltern vertrauen uns", lautet ihre Devise - mit dem Erfolg, dass bundesweit mittlerweile gut eine Million Schüler einen Zugang zu Simpleclub haben.

Jetzt nehmen sie sich den Markt für Berufsausbildung vor. "Bis zum Ausbildungsstart 2022 wollen wir die wichtigsten Berufe digital abbilden", sagt Alexander Giesecke in einer Mitteilung. "Wir denken hier an den gesamten kaufmännischen Bereich, alle technisch-gewerblichen Berufe, aber auch die MINT-Jobs."

Hochschule begutachtet, Simpleclub setzt um

Theißen zufolge sieht das mit Blick auf die Sparkassen-Welt so aus: Mit seinem Team bereitet er die Inhalte auf und lässt sie von Kollegen der Hochschule für Finanzwirtschaft & Management begutachten, anschließend gehen sie an Simpleclub zur Umsetzung. Ab September sollen sie über die App des Unternehmens verfügbar sein.

"Ich gehe davon aus, dass sehr viele Sparkassen in kurzer Zeit an Bord kommen und die App in der Ausbildung nutzen", so Theißen zu FinanzBusiness. "Inhaltlich wird das Angebot gleichwertig sein, aber schöner und mit mehr Mehrwert für die Auszubildenden." Wie viel die DSV-Gruppe dafür investiert, sagt er nicht.

Das große Bild: Reform der Sparkassen-Ausbildung

Für Sparkassen gilt seit August 2021 eine neue Ausbildungsverordnung, die dabei helfen soll, die Ausbildung zur Bankkauffrau respektive zum Bankkaufmann insgesamt neu auszurichten: Erstens, um den veränderten Anforderungen gerecht zu werden, und zweitens, um auf die Bewerbersituation zu reagieren. Zwar ist auch die Zahl der Ausbildungsplätze rückläufig, aber eben auch die der Interessenten.

Zwischen 2009/10 und 2017/18 hätten sich die Bewerberzahlen fast halbiert, meldete der Sparkassenverband DSGV im vergangenen Jahr, von 82.979 ging es runter auf noch 42.014. Auch die Neueinstellungen wurden weniger - sie reduzierten im gleichen Zeitraum von knapp 6.900 auf rund 4.600.

Ausbildung für Bankkaufleute rückt Kunden und Prozesse in den Mittelpunkt

"Die Bewerbersituation wird von Jahr zu Jahr schlechter", sagt Cornelia Hinterberger 

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