Deutlicher Einbruch bei Hypoport im zweiten Halbjahr 2022

Der Bausparbereich konnte allerdings entgegen dem Trend leicht wachsen. Unternehmenschef Ronald Slabke peilt für 2023 eine Kostenreduzierung im eigenen Konzern von 35 bis 40 Mio. Euro an.
Ronald Slabke | Foto: picture-alliance | Doris Spiekermann-Klaas TSP
Ronald Slabke | Foto: picture-alliance | Doris Spiekermann-Klaas TSP

Die Hypoport-Gruppe verzeichnet starke Einbrüche im Immobilienfinanzierungsgeschäft . Die operativen Kennzahlen kannten im zweiten Quartal 2022 in den meisten Teilbereichen des Fintechs nur einen Weg: talwärts. Das beeinflusste auch das Gesamtergebnis in vielen Bereichen negativ. 

Stabilisierung auf niedrigem Niveau im Herbst

Als Gründe nannte das Unternehmen eine sehr schwache Nachfrage in der privaten und institutionellen Immobilienfinanzierung nach den Sommermonaten. Seit dem Herbst allerdings stabilisiere sich jedoch die operative Geschäftsentwicklung auf niedrigem Niveau .

Das Transaktionsvolumen des B2B-Marktplatzes Europace betrug im Gesamtjahr 2022 95 Mrd. Euro und reduzierte sich damit um sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. In der mit Abstand größten Produktgruppe Immobilienfinanzierung sank das Transaktionsvolumen um neun Prozent auf 77 Mrd. Euro. 

12 Mrd. Euro übermitteltes Volumen bei Europace

Im vierten Quartal sei ein Volumen von knapp 12 Mrd. Euro über Europace vermittelt worden, hieß es. Das ist deutlich weniger als im Vorjahreszeitraum und auch weniger als im bereits schwächeren dritten Quartal, als das Transaktionsvolumen auf Europace um fast ein Fünftel auf 20 Mrd. Euro eingebrochen war.

Ein anderer Trend zeigte sich im Bereich Bausparen - wenn auch nur auf einem sehr niedrigen Niveau: Das Transaktionsvolumen der zweitgrößten Produktgruppe stieg im vergangenen Jahr um ein Prozent auf 13 Mrd. Euro. Noch positiver zeigte sich die Entwicklung in der kleinsten Produktgruppe Ratenkredit, in der das Volumen in 2022 um 29 Prozent auf fünf Mrd. Euro ausgebaut wurde.

Das Transaktionsvolumen von Finmas, dem Teilmarktplatz für Institute des Sparkassen-Sektors, sank im vergangenen Jahr um sechs Prozent auf 9,9 Mrd. Euro. Die Institute des genossenschaftlichen Bankensektors Genopace vermittelten ein Volumen von 12,9 Mrd. Euro, was einem Anstieg von drei Prozent entspricht.

Das von Dr. Klein vermittelte Finanzierungsvolumen schrumpfte im zweiten Halbjahr so deutlich, dass sich das vermittelte Finanzierungsvolumen im Gesamtjahr 2022 insgesamt um sieben Prozent auf 9,2 Mrd. Euro reduzierte.

Auslöser des Rückgangs waren nach den Worten von Ronald Slabke, dem Hypoport-Vorstandsvorsitzenden, ”eine Kombination aus unerwarteter und extremer Inflation, sprunghaftem Zinsanstieg, Rezessionsängsten sowie der Hoffnung von Käufern auf stärker fallende Immobilienpreise.” 

”Wie für alle Marktteilnehmer kam auch für uns der kurzfristige Einbruch am Markt der Immobilienfinanzierung ab Sommer 2022 überraschend”, sagte Slabke im Gespräch mit FinanzBusiness. ”Mit der Seitwärtsbewegung auf Monatsebene im vierten Quartal 2022 könnte dieser Rückgang zumindest in unseren Plattformgeschäftsmodellen eine Bodenbildung gefunden haben.“ 

Die Geschäftsmodelle seien aktuell allerdings stärker als der Gesamtmarkt. Für das laufende Jahr gibt sich Slabke indes vorsichtig optimistisch: Er bleibe bei seinem Szenario, dass der Markt der Immobilienfinanzierung vier bis acht Quartale nach dem Start der Käuferzurückhaltung im Sommer 2022 wieder zu einem normalisierten Niveau zurückfindet. 

”Wir haben aufgrund der Marktentwicklung den gesamten Konzern ‚auf links gedreht‘”, so der Hypoport-Chef im FinanzBusiness-Interview. ”In sehr kurzer Zeit konnten Potenziale für Kostenreduktion identifiziert und gehoben werden.”

Die Kostenreduktion im eigenen Konzern, die der Hypoport-Chef bereits in einem früheren Interview mit FinanzBusiness angekündigt hatte, sind offenbar schon in vollem Gange. ”Die geplante Kostenreduktion für 2023 beträgt nach derzeitigem Stand 35 bis 40 Mio. Euro”, sagte Slabke.

Er hofft in diesem Jahr darüber hinaus auf weitere Marktanteilsgewinne. ”Halbiert sich der Markt, halbieren sich die ’Kosten’ unserer Plattformen für unsere Partner, während traditionelle IT-Lösungen zu einem Mühlstein für die Geschäftsmodelle noch nicht migrierter Partner werden.” 

Im FinanzBusiness-Interview sah Slabke weiterhin Handlungsdruck im privaten Immobilienmarkt. Nicht wenige Käufer setzten derzeit auf sinkende Preise. Das sei aber aufgrund des knappen Angebots von Immobilien derzeit eher unwahrscheinlich.

”Wir sind von den harten Marktreaktionen überrascht worden”, sagt Ronald Slabke

Eine konkrete Prognose wagt Slabke - wie auch schon im November - nicht.

Hypoport wagt weiter keine Prognose

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