US-Immobilienkrise: Hedgefonds nimmt deutsche Banken ins Visier
Die Verwerfungen am US-amerikanischen Gewerbeimmobilienmarkt könnten auch deutsche Institute treffen, glaubt Jonathan Golan, Portfoliomanager bei der Man Group, mit einem Vermögen von 161 Mrd. USD der größte börsennotierte Hedgefonds der Welt. In den USA hatte zuletzt etwa die New York Community Bancorp (NYCB) auch wegen notleidender Immobilienkredite Verluste geschrieben und die Dividende zusammenstreichen müssen. Die Aktien des Instituts sind seit Ende Januar um fast 60 Prozent in den Keller gerutscht.
Solche Vorkomnisse werden nicht auf die USA beschränkt bleiben, da sich die Gefahr von Zahlungsausfällen auch auf Europa ausweiten könnte, so die Einschätzung des bekannten Fondsmanagers gegenüber ”Bloomberg”.
”Es gibt Teile des Marktes, die unserer Meinung nach in großen Schwierigkeiten stecken”, sagte Golan. ”Es gibt mehr Banken, die unter die Lupe genommen werden, mehr Banken, die Verluste erleiden, und möglicherweise werden einige Banken auf beiden Seiten des Atlantiks ausfallen.
Hohes Exposure an Gewerbeimmobilien
In Deutschland und Skandinavien sehe man bei einigen Banken ein Engagement in Gewerbeimmobilien, das sich im Bereich zwischen 400 und 700 Prozent des materiellen Eigenkapitals bewege, so Golan in einem Interview. ”Wenn jede dieser Banken für jeden Dollar, den sie an Gewerbeimmobilien verleiht, eine Abschreibung von 15 Cent vornimmt - was ich nicht als Basisfall ansehe, sondern als völlig vernünftiges Szenario -, sind diese Banken nicht nur nicht mehr Investment Grade, sondern auch insolvent.”
Wir verfügen über genügend Liquidität, sagt die Pfandbriefbank
”Bloomberg Intelligence” gehe davon aus, dass US-Gewerbeimmobilienkredite mit einem Anteil von einem Prozent oder weniger an den Vermögenswerten keine signifikante Bedrohung für europäische Großbanken wie die Deutsche Bank, HSBC Holdings und BNP Paribas darstellen, heißt es in dem Bericht weiter.
Die Aareal Bank mit 16 Prozent und die Pfandbriefbank mit zehn Prozent seien stärker gefährdet, wobei die gerade angehobene Risikovorsorge der Pbb für 2023 zeige, dass die Schwäche des Immobilienmarktes noch nicht vollständig berücksichtigt sei, verweist ”Bloomberg” auf Einschätzungen von Analysten.