Nagel warnt vor Zinssenkung, prognostiziert "holprigen Weg"

Der Bundesbank-Präsident hält es sogar für möglich, dass die Zinsen wieder angehoben werden müssen. Den von der EZB eingeschlagenen Weg findet er richtig. 
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel. | Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild Pool | Britta Pedersen
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel. | Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild Pool | Britta Pedersen
Reuters

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel warnt davor, zu schnell die Zinsen im Euroraum wieder zu senken. Die Inflation sei in den vergangenen Monaten zwar deutlich zurückgegangen, doch es sei keine ausgemachte Sache, dass sich dieser Rückgang fortsetzen werde, sagte Nagel auf einer Veranstaltung der zypriotischen Notenbank in Nikosia laut Redetext. Die Teuerungsrate liege zudem immer noch ein erhebliches Stück vom EZB-Ziel von zwei Prozent entfernt. ”Und wir erwarten für die nahe Zukunft einen holprigen Weg mit einem Auf und Ab der Inflation.” 

Im Oktober war die Teuerungsrate im Euroraum auf 2,9 Prozent gesunken. Noch im Herbst 2022 hatte sie zeitweise bei über zehn Prozent gelegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich mit einer Serie von zehn Zinserhöhungen gegen den Teuerungsschub gestemmt. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt inzwischen bei 4,00 Prozent - das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999.

”Natürlich könnte es sein, dass wir bei einer Verschlechterung der Inflationsaussichten die Zinsen wieder anheben müssen”, sagte Nagel. ”Der umgekehrte Fall - eine viel schnellere Rückkehr der Inflation auf zwei Prozent - scheint mir jedoch sehr viel unwahrscheinlicher.” Daher sei es verfrüht, die Zinssätze bald zu senken oder über solche Schritte zu spekulieren. Schließlich seien nicht nur die Höhe der Zinssätze ausschlaggebend für den Kurs der Währungshüter, sondern auch die Erwartungen hinsichtlich der künftigen Zinsentwicklung.

Lob für EZB

Nach Ansicht von Nagel könnte es der Wirtschaft mehr schaden, wenn die Geldpolitik zu früh gelockert wird und die Euro-Notenbank dann wieder und noch stärker straffen muss. Einige argumentierten, dass niedrigere Zinssätze es ermöglichen würden, das Wirtschaftswachstum zu steigern, ohne die Preisstabilität zu gefährden. ”Aber diese Argumentation überzeugt mich nicht”, merkte er an. Aus seiner Sicht hat die EZB ihren Straffungskurs auch nicht überzogen: ”Was die Transmission betrifft, so sehe ich keine zu starke Straffung.”

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