Pfusch am Bau beim EZB-Tower?

Interne Dokumente, die dem Hessischen Rundfunk vorliegen, offenbaren das ganze Ausmaß der technischen Pannen am Gebäude. Ein TÜV-Bericht listete 1800 Mängel auf. Noch im August wurden Mängel moniert.
Der EZB-Tower in Frankfurt. | Foto: picture alliance / Zoonar | HGVorndran
Der EZB-Tower in Frankfurt. | Foto: picture alliance / Zoonar | HGVorndran

Anfang 2018 rückte der TÜV in den 185 Meter hohen Tower der Europäischen Zentralbank in Frankfurt ein, um den Feuerschutz zu testen - bei gleichzeitigen simulierten Stromausfall von außen. Der Test ging gehörig schief. 

Seitdem wird das 2014 bezogene Hochhaus saniert - und nach außen wird seitdem beschwichtigt. Unterlagen, die dem ”Hessischen Rundfunk” vorliegen, machen deutlich: Die EZB war von Beginn an ”gegen äußere Einflüsse und Unfälle schlecht gewappnet”, wie der Sender berichtet. Brandschutz und Rettung bei Feuer funktionierten nicht richtig. Bis heute bestünden Mängel.

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Der ”hr” hat den TÜV-Bericht vom 3. Februar 2018 eingesehen. In diesem wird das ganze Ausmaß der Probleme deutlich. Demnach listete der Bericht 1800 teils gravierende Mängel auf. Die Notstromgeneratoren waren nicht gegen Überlastung geschützt und drohten bei hohem Strombedarf der EZB durchzubrennen. Doppelte Leitungen zur Entrauchungsanlage der Fluchtwege waren zusammen verlegt. 

Bei Feuer befürchteten die Prüfer hohen Druck in Technikräumen in oberen Stockwerken. Es drohten Teile der Glasfassade abgesprengt zu werden. Fliehende und Rettungskräfte wären gefährdet worden. ”Kabel hingen lose von der Decke, es waren falsche Kabel angeschlossen worden und richtige Kabel falsch. Blanke Kabelenden hingen herum.”

Domino-Effekt

Störmeldungen seien nicht beachtet worden. Genehmigungen, Pläne, Berechnungen und Bescheinigungen fehlten, waren falsch - oder waren handschriftlich verbessert worden. Nach einer internen Projektskizze der EZB mussten Verantwortliche nach den Tests von Anfang 2018 gehen.

Der Skizze zufolge waren von den Elektroproblemen das Datenzentrum, die Computeranlage und die Sicherheitssysteme betroffen. Selbst bei einem kleinen Brand hätte es zu einem Domino-Effekt kommen können mit den Katastrophen-Szenarios ”Verlust des Gebäudes” oder ”Verlust des Computerzentrums”, so der Sender.

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Laut EZB ist die Sanierung mittlerweile praktisch abgeschlossen - offenbar sind die meisten Mängel beseitigt. 

Ende August dieses Jahres kam es zu einer Nachprüfung durch den TÜV. Dieser konstatierte, die zentrale Neuerung zur Notfallsteuerung, das sogenannte ”NOTS-System”, funktioniere im Prinzip gut. Allerdings seien die Schaltschränke nicht gekühlt. Es wurden Temperaturen von über 50 Grad gemessen. Demnach warnten die Prüfer vor einem ”Ausfall der Bauteile”. 

Eigenleben der Automatik?

Zudem könne es noch immer zu unkontrolliertem Eigenleben der Automatik kommen, wenn Techniker im Notfall Hand anlegten. Bei den beiden Notstromgeneratoren könnten Betriebsstörungen nicht getestet werden. Das könne im Fall der Fälle ”zur Zerstörung des Aggregats führen”. Letzteres hatte der TÜV der EZB bereits im Februar 2018 ins Stammbuch geschrieben. Auch fehlte nach wie vor an den Feuerwehraufzügen Schutz vor zu hoher elektrischer Spannung.

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