Mark Branson plädiert für härteres Vorgehen in der Bankenregulierung

Höhere Kapitalpuffer, Ausbau der Anti-Geldwäsche-Einheit, klares Bekenntnis zu Basel III: In seinem ersten Interview seit der Berufung an die BaFin-Spitze schafft Mark Branson Klarheit, wie er die Behörde umbauen will.
Mark Branson | Foto: BaFin / Maurice Kohl
Mark Branson | Foto: BaFin / Maurice Kohl

Mark Branson, der neue Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin), will in der Finanzaufsicht härter durchgreifen, die Finanzaufsicht schneller machen.

Mark Branson hat seinen ersten Arbeitstag bei der BaFin 

"Meine Botschaft ist klar: Wir brauchen die Bereitschaft, auch mal Grenzen auszutesten. Wenn es einen Missstand gibt, müssen wir etwas tun, auch wenn dieser Sachverhalt im Gesetz nicht ganz eindeutig geregelt ist", sagte er im Gespräch mit dem Handelsblatt - für ihn ist es das erste Interview seit seiner Berufung an die Spitze der Behörde.

Die BaFin müsse den Mut haben, unangenehme Entscheidungen zu treffen, "auch wenn wir keine perfekte Informationslage haben und wenn damit gewisse Risiken verbunden sind", argumentiert Branson, danach gefragt, wie die von Bundesfinanzminister Olaf Scholz nach dem Wirecard-Skandal geforderte "Finanzaufsicht mit Biss" aussehen soll.

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Nicht zu entscheiden und abzuwarten sei für die Kunden und für die Stabilität des Finanzsystems oft noch riskanter, betonte er. "Entscheidend ist, dass wir Wirkung erzielen – und nicht nur brillante Analysen vorlegen."

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Ähnliches gilt wohl auch mit Blick auf die Kapitalpuffer von Banken. Branson setzt auf Wirkung, positioniert sich klar als Befürworter hoher Kapitalstandards. Dafür werde er sich auch in den europäischen Gremien einsetzen, kündigte er im Handelsblatt an.

"Eine überoptimierte Kapitalbasis macht Banken anfällig für unvorhersehbare Schocks", erklärt der neue BaFin-Chef und erinnert dabei an die Finanzkrise von 2008: Sie sei damals von vielen als statistisch sehr unwahrscheinliches Jahrtausendereignis bezeichnet worden. "Das stimmte nicht. Die Modelle der Banken haben die Realität schlicht falsch abgebildet. Ich halte eine zu starke Modellgläubigkeit für gefährlich."

Dass Banken höhere Kapitalanforderungen kritisieren, beeindruckt ihn wenig. "Diese Klagen gibt es in allen Ländern", sagt Branson, er wirbt überraschend um Einsicht. "Als Bank verkauft man seinen Kunden auch Sicherheit und Stabilität. Ich bin sehr dafür, dass wir die strengeren Basel-III-Kapitalregeln nun endlich umsetzen."

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Geldwäschebekämpfung ist das zentrale Thema

Zentrales Thema bleibt für ihn auch die Geldwäschebekämpfung. Hier sieht er Deutschland nicht mehr bedroht als andere Staaten – will die Behörde hier dennoch stärker, auch personell: Die Zahl der Mitarbeiter in diesem Bereich werde sich "deutlich erhöhen", kündigte Branson an.

In den vergangenen Jahren sei die BaFin wie viele andere Behörden in Europa auf diesem Gebiet etwas unterinvestiert gewesen, sagt Branson. "Insbesondere bei den Banken mit erhöhten Geldwäscherisiken werden wir noch genauer darauf achten, dass ihre Kontrollsysteme richtig kalibriert sind, um illegale Geschäfte aufzuspüren und zu unterbinden."

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