Start-ups und die EZB könnten die Commerzbank an die Nulllinie führen

Finanzvorständin Bettina Orlopp erwartet in der zweiten Jahreshälfte Rückenwind. Ob der reicht, um auch unterm Strich die Gewinnzone zu erreichen, lässt sie bewusst offen.
Commerzbank-Vorstandsvorsitzender Manfred Knof und Finanzvorständin Bettina Orlopp. | Foto: Commerzbank
Commerzbank-Vorstandsvorsitzender Manfred Knof und Finanzvorständin Bettina Orlopp. | Foto: Commerzbank

Diesmal konnte Bettina Orlopp ihr Wort nicht halten. Im Mai vertröstete die Finanzvorständin bei der Frage, ob bei der Commerzbank 2021 unterm Strich ein Gewinn stehen wird, noch auf den August. Eine konkrete Antwort blieb sie auch heute bei der Vorstellung der Zweitquartalszahlen schuldig.

"Nach heutigem Stand schwabbeln wir um die Nulllinie. Ob am Ende beim Konzernergebnis ein kleiner Gewinn oder ein Verlust steht, lässt sich heute noch nicht sagen", sagte Orlopp in einer Telefonkonferenz mit Journalisten und vertröstete auf den Herbst, wenn die Zahlen für das dritte Quartal vorliegen.

Immerhin, für die in Restrukturierung befindliche Bank, könnte es in der zweiten Jahreshälfte Rückenwind geben, deutete die Finanzvorständin an.

Da sind zum einen Erträge aus dem längerfristigen Refinanzierungsgeschäft (Targeted Longer-Term Refinancing Operations, TLTRO) der Europäischen Zentralbank (EZB). "Wir werden am 31. Dezember wissen, ob wir alle Bedingungen erfüllt haben und den Betrag dann noch im vierten Quartal buchen", sagte Orlopp. Es geht um 95 Mio. Euro, verriet sie.

Commerz Ventures

Zum anderen geht es um die Commerz Ventures, die Venture-Capital-Fonds der Bank. Auch da könnte ich zweiten Halbjahr noch etwas kommen, deutete Orlopp an. Bereits im zweiten Quartal flossen rund 100 Mio. Euro nach dem erfolgreichen Börsengang von Marqeta, an der die Bank über Commerz Ventures beteiligt war.

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Details, um welche Beteiligungen und Anteile von Commerz Ventures es nun geht, nannte Orlopp ebenfalls nicht. Nur so viel: "Wir denken darüber nach, einen dritten Venture-Capital-Fonds aufzulegen. Sobald Details feststehen, werden wir sie bekanntgeben", sagte die Finanzvorständin. Bislang gibt es zwei Wagniskapitalfonds der Bank: Der erste hat ein Volumen von 100 Mio. Euro, der zweite aus dem Jahr 2019 ist mit 150 Mio. Euro ausgestattet.

Die TLTRO-Erträge und der Ertrag aus der Marqeta-Beteiligung halfen der Commerzbank, Belastungen, etwa durch die Auswirkungen des BGH-Urteils zur Anpassung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen, abzufedern.

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Eine Belastung ergibt sich auch aus dem gescheiterten Projekt Sirius - die geplatzte Auslagerung der Wertpapierabwicklung an die HSBC. Die schlägt mit 200 Mio. Euro ins Kontor und zieht eine Rückstellung von rund zweistelligen Mio. Euro nach sich.

"Auch wenn sich uns Themen unerwartet in den Weg stellen, sie halten uns nicht auf. Im Gegenteil, sie lassen uns noch entschlossener handeln", betonte Vorstandsvorsitzender Manfred Knof. Auf Nachfragen zu den Ursachen und zur Verantwortlichkeit von Jörg Hessenmüller wich er aus. "Eine echte Alternative zur Notbremse gab es nicht." Und: "Hessenmüller ist Teil des Vorstands der Commerzbank", sagte Knof lediglich, um hinzuzufügen: "Das ist alles, was dazu zu sagen ist."

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