Banken stoßen wenig CO2 aus, doch ihre Kreditnehmer umso mehr

Eine Erhebung des Datendienstleisters CPD zeigt, dass Banken nur sehr wenig über die Klimarisiken in ihrem Kreditportfolio wissen.
Kohlekraftwerk im Ruhrgebiet | Foto: picture alliance / CHROMORANGE | Wilfried Wirth
Kohlekraftwerk im Ruhrgebiet | Foto: picture alliance / CHROMORANGE | Wilfried Wirth

Für viele Unternehmen, aber vor allem für Banken, ist die Frage nach CO2-neutralem Wirtschaften ein Buch mit sieben Siegeln. Und zwar nicht, weil das Bestreben nicht da ist. Denn erst vergangene Woche unterzeichneten zahlreiche Institute eine Absichtserklärung, bis 2050 die eigene CO2-Bilanz auf Null zu senken.

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Das Problem liegt in den Kreditportfolios, denn die Verzweigungen von Zulieferer und Geschäftspartner der Kreditnehmer sind ein nur schwer zu bewertender Rattenschwanz in Bezug auf die Klimaneutralität.

Nachholbedarf in der Branche

Die Commerzbank gab in ihrer jüngst veröffentlichten Mittelstandsstudie an, bei Kreditentscheidungen auch schon Kreditanfragen ablehnt zu haben. Insgesamt jedoch hat die Branche wohl noch Nachholbedarf.

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Das ist das Ergebnis einer Erhebung von CPD, einer britischen gemeinnützigen Organisation, die ein globales Offenlegungssystem für Investoren, Unternehmen, Staaten, Städte und Regionen zum Management ihrer Umweltauswirkungen betreibt. Der Datensatz gilt als einer der umfassendsten global existierenden.

Portfolio-Emissionen 700 mal größer als eigene Geschäftstätigkeit

Die Studie zeigt, dass die Emissionen aus den verwalteten Portfolios 700 Mal größer ist als der Ausstoß aus der eigenen Geschäftstätigkeit. Diese ist schließlich nicht sehr CO2-intensiv, aber der Hebel, der sich durch Investitionen ergibt, entsprechend umso größer.

Untersucht wurden für die Erhebung global 332 Finanzkonzerne, wobei 739 angefragt wurden, den Fragebogen auszufüllen. Aber selbst bei den teilnehmenden Instituten, blieben die Ergebnisse unbefriedigend. Denn nur ein Viertel konnte Angaben über alle Risiken inklusive der eigenen finanziellen Aktivitäten machen.

"Für Finanzinstitutionen, die derzeit ihre finanzierten Emissionen nicht messen, ist die Botschaft dieses Vorzeigeberichts klar - sie müssen jetzt damit beginnen, um ihre gesamten Klimaauswirkungen und die Risiken, denen sie ausgesetzt sind, zu verstehen", heißt es von Emily Kreps, Global Director of Capital Markets bei CDP, in der Mitteilung anlässlich der veröffentlichten Studie.

CPD fordere deshalb alle Finanzinstitutionen auf, sich zur Dekarbonisierung ihrer Portfolios zu verpflichten, indem sie wissenschaftlich fundierte Emissionsreduktionsziele festlegen, alle Aktivitäten mit dem Pariser Abkommen in Einklang bringen und die Auswirkungen ihrer Finanzierungsaktivitäten offenlegen. Das CPD beziffert die entstehenden Risiken auf über 1 Billion Dollar.

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Dabei ist die Umsetzung herausfordernd. Erst vergangene Woche hatte die EU eine Taxonomie vorgestellt, welche "grüne" Investments näher definiert. Bankenverbände sehen aber technische Hürden - vor allem in der Kürze der Zeit, in der es gilt, das Paket umzusetzen.

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