Sustainable-Finance-Paket der EU bedeutet erheblichen Mehraufwand in kürzester Zeit, mahnen Bankenverbände

Helmut Schleweis stellt sich als DSGV-Präsident und Federführer der Deutschen Kreditwirtschaft hinter die Taxonomie, sieht aber technische Hürden und kritisiert die Kurzfristigkeit.
Helmut Schleweis | Foto: picture alliance/dpa | Axel Heimken
Helmut Schleweis | Foto: picture alliance/dpa | Axel Heimken

Passend zum heutigen "Tag der Erde" hat die EU-Kommission gestern Details zur EU-Taxonomie für nachhaltiges Wirtschaften sowie Berichts- und Informationspflichten vorgelegt. Die Reaktionen aus der Finanzbranche darauf fallen verhalten aus.

"Der Legislativvorschlag bedeutet erheblichen Mehraufwand für die Sparkassen, auch weil die Umsetzungsfristen kurz bemessen sind und die durch die Kommission geplanten Zeiträume zwischen Veröffentlichung der Standards und der Erstanwendung zusätzlich sehr kurz sind", bemängelt Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), in einer Mitteilung.

Informationen über Nachhaltigkeit vergleichbarer machen

Ziel des gestern vorgelegten Legislativvorschlags ist es, Informationen der Unternehmen über die Nachhaltigkeit ihrer Aktivitäten vergleichbarer zu machen. Dies betrifft nach dem gestrigen Stand rund 50.000 Firmen. Aktuell sind es nur Firmen mit mehr als 500 Angestellten.

EU-Kommission plant Milliarden für den Klimaschutz

Der Rechtsakt zu der seit 2020 geltenden Taxonomie-Verordnung soll definieren, welche wirtschaftlichen Aktivitäten positive Auswirkungen auf Klima und Umwelt haben. Hinzu kommen Pflichten für Berater, Anleger auf nachhaltige Investments hinzuweisen.

Kurzfristigkeit missfällt

"Mit den nun festgelegten Kriterien und Messwerten besteht einerseits mehr Klarheit zu zentralen Umsetzungsfragen der ökologischen Nachhaltigkeit, andererseits aber angesichts ihrer zu hohen Komplexität eine riesige Herausforderung für die Anwender der Taxonomie", sagte Schleweis, der auch für die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) spricht, denn der DSGV ist dieses Jahr Federführer des Dachverbands der deutschen Bankverbände.

Er plädiert für eine Taxonomie "mit technischen Screening-Kriterien, die klar, schlank und einfach in der Praxis anwendbar sein sollten."

"Die Kreditwirtschaft ist bereit, diese Herausforderung anzunehmen. Doch Institute, Kunden, Datenzulieferer, IT-Systementwickler und Prüfer brauchen Zeit, um sich bis zur erstmaligen Berichtsperiode gut auf die neuen Anforderungen vorbereiten zu können. Dafür müssen die neuen Standards frühzeitig veröffentlicht und die Übergangsfristen für die verpflichtende Erstanwendung verlängert werden", so Schleweis weiter.

Vorschlag: Um ein Jahr verschieben

Als besondere Herausforderung sieht der Verband den erforderlichen Nachweis, dass eine nachhaltige Wirtschaftsaktivität andere Umweltziele nicht negativ beeinträchtigt. Aufgrund der hohen Komplexität plädiert die DK für einen späteren Anwendungszeitpunkt als den bisher vorgesehenen 1. Januar 2022. denkbar wäre die Verschiebung der Berichts- und Transparenzpflichten um ein Jahr, so der Vorschlag.

Banken sind bereit, die Nachhaltigkeitskriterien der EU-Taxonomie umzusetzen - zumindest theoretisch

"Wir wünschen uns, dass die Taxonomie und die technischen Kriterien praxistauglich, nachvollziehbar und mittelstandsfreundlich ausgestaltet werden. Es muss darum gehen, Anreize für Verbesserungen zu setzen statt Bürokratie zu schaffen, die nachhaltiges Verhalten eher als Last empfinden lassen. Der heute veröffentlichte Vorschlag der Kommission ist allerdings sehr komplex und erfüllt diese Anforderungen nicht", so Schleweis.

Net-Zero-Alliance

Gestern hatten sich mehrere Banken zudem der Net-Zero-Alliance angeschlossen und sich damit zum Ziel gesetzt, bis 2050 die eigene CO2-Bilanz auf Null zu senken. Neben den zwei großen Geschäftsbanken Deutsche Bank und Commerzbank teilte beispielsweise auch die Triodos Bank mit, der Initiative beigetreten zu sein.

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