Für die Vorstandsetage stehen ausreichend Frauen bereit, ist Simone Siebeke überzeugt

Die Personalberaterin von Spencer Stuart widerspricht dem Argument von Arbeitgebern, dass die Besetzung der Topposten teilweise an einem Mangel an Kandidatinnen scheitert.
Simone Siebeke vom Beratungsunternehmen Spencer Stuart | Foto: Spencer Stuart
Simone Siebeke vom Beratungsunternehmen Spencer Stuart | Foto: Spencer Stuart
DPA, Leonie Weigner

Die Umsetzung der Frauenquote in der Chefetage großer Unternehmen wird nach Einschätzung von Personalberatern nicht am Mangel qualifizierter Managerinnen scheitern. "Wir wissen, dass eine ausreichende Zahl hoch qualifizierter Frauen für Vorstandsposten vorhanden ist", sagte Simone Siebeke vom Beratungsunternehmen Spencer Stuart für die Vermittlung von Führungskräften. "Es geht um gerade einmal 30 Posten bei Neubesetzungen im Vorstand."

Das Bundeskabinett hatte einen Gesetzentwurf zur Erhöhung des Frauenanteils in den Chefetagen großer Unternehmen auf den Weg gebracht. Demnach muss in Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern künftig mindestens eine Frau sitzen.

Bei Firmen mit einer Mehrheitsbeteiligung des Bundes soll generell bereits bei mehr als zwei Mitgliedern in der Geschäftsführung mindestens eine Frau sein. Arbeitgeber hatten in der Vergangenheit beklagt, dass die Besetzung der Topposten teilweise an einem Mangel an Kandidatinnen scheitere.

Deutschland hinkt hinterher

Nach Einschätzung Siebekes liegt es nicht daran, "dass Frauen nicht wollen oder können". In der Vergangenheit hätten Unternehmen häufig auf eine gewisse Gleichheit von Managementteams gesetzt.

"In dem komplexen globalen Wirtschaftsleben braucht es inzwischen mehr sich ergänzende Kompetenzen", argumentierte die Beraterin. "Es muss mehr Fokus darauf gelegt werden, qualifizierte Frauen zu finden. Dazu braucht es Offenheit und Bereitschaft der Entscheider." Im Vergleich zu vielen anderen Ländern hinke Deutschland bei der Besetzung von Vorstandsposten mit Managerinnen hinterher.

Siebeke verwies auf den Erfolg der Frauenquote in Aufsichtsräten. Nach dem seit Mai 2015 geltenden Gesetz müssen Firmen ab einer bestimmten Größe - in der Regel ab 2000 Beschäftigten - frei werdende Posten in dem Kontrollgremium mit Frauen neubesetzen, bis mindestens ein Anteil von 30 Prozent erreicht ist. Mittlerweile liege die Quote bei 35 Prozent, sagte die Beraterin.

Komission plädiert für Frauenquote in öffentlichen Unternehmen

In der vergangenen Woche ist das Thema auch nochmal in Bezug auf öffentliche Unternehmen diskutiert worden. Eine 22-köpfiges Expertenkomission hat den Deutscher Public Corporate Governance-Musterkodex aus dem Jahr 2020 überarbeitet und darin aufgenommen, dass auch eine Frauenquote in der Topetage öffentlicher Unternehmen empfohlen wird. Führungsgremien mit mehr als zwei beziehungsweise drei Mitgliedern soll mindestens eine Frau angehören.

Dies ist beispielsweise für Sparkassen relevant. Würde eine bindende Frauenquote auch für öffentliche Unternehmen kommen, müssten 24 Frauen neu in den Vorstand berufen werden. So hat es eine Barkow-Consulting-Erhebung ergeben.

Beschlossene Frauenquote trifft auch Vorstände deutscher Bankinstitute 

 

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