Entscheider aus Bankinstituten aller drei Säulen erwarten teilweise stark rückläufige Preise am Immobilienmarkt

Einer Studie aus dem Hypoport-Konzern zufolge sehen die Befragten lediglich die Segmente Wohnen, Pflege und Logistik mehrheitlich als stabil an.
Der noch im Bau befindliche Säulengarten vor dem Neubau der Sächsischen Aufbaubank (SAB) in Leipzig. | Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jan Woitas
Der noch im Bau befindliche Säulengarten vor dem Neubau der Sächsischen Aufbaubank (SAB) in Leipzig. | Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jan Woitas

Entscheider aus deutschen Bankinstituten zeigen sich überrascht über die bislang begrenzten Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den deutschen Immobilienmarkt. Das geht aus einer Studie der Hypoport-Tochter Value AG, einem Full-Service-Provider im Bereich Immobilienbesichtigung und -bewertung, hervor.

Kapitaldienststundungen im Kommen

Einige Immobilienfinanzierer fürchten allgemein einen "signifikanten" wirtschaftlichen Abschwung. Rund 30 Prozent gaben an, dass bereits jetzt relativ häufig Kapitaldienststundungen oder Insolvenzschutz in Anspruch genommen wurden.

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Die Value AG hat die Umfrage an 400 ausgewählte Kunden verschickt, der Rücklauf von rund 100 Entscheidern der Branche ist das nun vorliegende Ergebnis, wobei die Klassifizierung als "Entscheider" das gesamte Management-Board vom Vorstand bis zur Abteilungsleitung abdeckt. So erläuterte eine Sprecherin im Gespräch mit FinanzBusiness die Genese der Studie.

Einsetzen des Preisverfalls früher erwartet

Zwei Drittel der einhundert Studienteilnehmer hatten bereits deutlich früher mit spürbaren Auswirkungen am Markt gerechnet. Überrascht zeigen sich die Befragten von der nahezu ungebremsten Nachfrage nach privaten Baufinanzierungen und darüber, dass auf der Investmentseite die Preisrally zunächst unbeeindruckt weiter ging.

Nun allerdings erwarten die Befragten teilweise stark rückläufige Immobilienpreise:

  • Jeder Dritte prognostiziert Preisrückgänge von mehr als 8 Prozent für Einzelhandel-Objekte in Hauptlagen, in Nebenlagen geht mehr als jeder Zweite von sinkenden Preisen aus.
  • Der Beherbergungssektor wird nach Meinung der Befragten "deutlich geschwächt" aus der Krise gehen. Mehr als die Hälfte der Befragten erwarten fallende Preise in Höhe von 3 bis 8 Prozent.
  • Für Büroimmobilien rechnet zwar nur jeder fünfte Studienteilnehmer mit Preisrückgängen in Höhe von mehr als 8 Prozent, in Nebenlagen ist es aber mehr als die Hälfte der Teilnehmer.

"Nach der Krise wird sich eine gewisse Normalisierung einstellen, jedoch wird es meines Erachtens keine Rückkehr zum Status vor der Krise geben, denn die Nachfrage verändert sich. Mit der gestiegenen Akzeptanz des Homeoffice wird das flexible Arbeiten auch nach der Pandemie einen höheren Stellenwert haben", schätzt Jens Riehl, Immobiliengutachter bei der Value AG, die Situation ein. Er erwartet, dass lediglich hochwertige Flächen mit guter Infrastruktur gefragt sein werden.

Die Segmente Wohnen, Logistik und Pflege werden hingegen mehrheitlich als sichere Asset-Klassen gesehen. 84 Prozent der Finanzierer gehen im Wohnsegment für Hauptlagen mindestens von einer konstanten oder aber leicht positiven Preisentwicklung aus, für Nebenlagen sehen dies immer noch 74 Prozent.

Immowelt-Prognose sieht sich verteuernde Eigentumswohnungen

Damit deckt sich auch die heute veröffentlichte Kaufpreis-Prognose der Immowelt AG. Demnach werden sich trotz Corona in allen untersuchten 14 deutschen Städten die Kaufpreise von Bestandswohnungen bis Ende des Jahres weiter positiv entwickeln.

Spitzenreiter ist München mit einem erwarteten durchschnittlichen Quadratmeterpreis von über 8000 Euro. Gefolgt von Frankfurt mit über 5500 Euro. Während die Preise in Stuttgart wohl relativ stabil bleiben, entwickeln sie sich in Berlin und Köln um rund 9 Prozent nach oben auf dann über 4000 Euro.

Und auch die Kaufpreise für Neubauten steigen laut der Prognose in allen Städten weiter: In München werden über 11.000 Euro pro Quadratmeter erwartet, in Düsseldorf und Frankfurt um die
7000 Euro.

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