Martin Schlegel wird Chef der Schweizer Notenbank

Antoine Martin wird Vizepräsident und Petra Tschudin rückt ins Direktorium nach. Beobachter rechnen mit Kontinuität bei der Geldpolitik.
Hat gut Lachen: Martin Schlegel, bald SNB-Notenbankchef. | Foto: picture alliance/KEYSTONE | MARCEL BIERI
Hat gut Lachen: Martin Schlegel, bald SNB-Notenbankchef. | Foto: picture alliance/KEYSTONE | MARCEL BIERI
reuters

Die Schweizer Regierung setzt auf Kontinuität in der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Sie ernannte Vizepräsident Martin Schlegel zum Nachfolger des langjährigen Notenbankchefs Thomas Jordan. ”Mit seiner langjährigen Erfahrung in notenpolitischen Belangen und seinen fundierten Kenntnissen der Geldpolitik ist Martin Schlegel der richtige Kandidat, um an der Spitze der Notenbank für die notwendige Stabilität und die Kontinuität zu sorgen”, sagte Finanzministerin Karin Keller-Sutter auf einer Medienkonferenz in Bern.

Schlegel bekräftigte sein Engagement für das Mandat der Zentralbank, Preisstabilität zu gewährleisten. ”Wir bei der SNB sorgen dafür, dass die Preise stabil bleiben, das heißt, dass es keine hohe Inflation gibt, aber auch keine Deflation”, sagte der designierte Notenbankchef. ”Stabile Preise kommen dem ganzen Lande zugute, geben Unternehmen Planungssicherheit und schützen die Haushalte und die Bevölkerung vor Kaufkraftverlusten.” Die Inflation in der Schweiz ist eine der niedrigsten unter den großen Volkswirtschaften und liegt seit rund einem Jahr wieder im Zielbereich der SNB von null bis zwei Prozent. Das erlaubt der SNB eijne Vorreiterrolle bei der geldpolitischen Lockerung: Vergangene Woche senkte sie zum zweiten Mal in Folge ihren Leitzins auf jetzt noch 1,25 Prozent.

Schlegel war Favorit

Schlegel galt als Favorit für den SNB-Spitzenposten. Der 47-jährige promovierte Volkswirt, der als Schüler von Jordan gilt, arbeitet seit 2003 für die SNB. Seit August 2022 sitzt er im dreiköpfigen Führungsgremium, das die geldpolitischen Entscheidungen trifft. SNB-Direktoriumsmitglied Antoine Martin wird neuer Vizepräsident und Petra Tschudin, bisher stellvertretendes Direktoriumsmitglied, rückt ins Direktorium auf. Die Ernennungen gelten ab 1. Oktober und für den Rest der noch bis Ende Juli 2027 dauernden Amtsperiode. 

Jordan stand mehr als zwölf Jahre an der Spitze der SNB und hatte im März unerwartet seinen Rücktritt erklärt. In seine bewegte Amtszeit fielen unter anderem der Kampf gegen einen zu starken Franken, Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie und der Untergang der Großbank Credit Suisse. Doch es gab auch Kritik, etwa an seiner dominierenden Rolle in der Notenbank. Zudem wurden wiederholt Rufe laut, externe Experten in SNB-Spitzenpositionen zu holen. 

”Wir bedauern, dass der Bundesrat die Gelegenheit nicht genutzt hat, einen der vielen qualifizierten Außenstehenden in das Direktorium der SNB zu berufen”, erklärte denn auch die Ökonomen-Gruppe ”SNB Observatory”, die sich immer wieder zu Belangen der Zentralbank äußert. Finanzministerin Keller-Sutter sagte, dass auch externe Kandidaten für vakante Direktoriumsposten geprüft wurden.

Keine größeren Änderungen zu erwarten

”Das ist eine klassische sichere Wahl der SNB, die weitgehend erwartet wurde”, sagte Nikolay Markov, Volkswirt bei der Privatbank Pictet. ”Schlegel hat seine gesamte Karriere bei der SNB verbracht und wurde von Thomas Jordan als sein Nachfolger eindeutig bevorzugt.” Größere Änderungen in der Gestaltung der Geldpolitik oder der Kommunikation der Zentralbank seien nicht zu erwarten. 

SNB-Direktoriumsmitglieder werden vom Bankrat nominiert und auf dessen Vorschlag hin von der Regierung ernannt. In dem elfköpfigen Aufsichtsgremium der Zentralbank sitzen neben Wirtschaftsvertretern auch Politiker und Wissenschaftler.

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