Schleweis fürchtet Flucht der Industrie wegen teurer Energie

”Die Gefahr, dass Unternehmen in Länder abwandern, in denen Energie günstiger ist, ist akut”, sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), Helmut Schleweis.
Helmut Schleweis: Liquidität der Mittelstandsunternehmen reicht aus für den dringenden Umbau der Wirtschaft. | Foto: picture alliance/Axel Heimken/dpa
Helmut Schleweis: Liquidität der Mittelstandsunternehmen reicht aus für den dringenden Umbau der Wirtschaft. | Foto: picture alliance/Axel Heimken/dpa
Reuters

DSGV-Präsident Helmut Schleweis äußerte seine Befürchtung, dass vermehrt Unternehmen ins Ausland abwandern werden, bei der Vorstellung einer Mittelstandsstudie. Nötig sei für eine begrenzte Zeit die pragmatische Nutzung aller verfügbaren Energien und eine schnellere Wende hin zu erneuerbaren Energien. ”Anstatt neue Subventionen wie einen Industriestrompreis zu etablieren, sind Senkungen bei der Stromsteuer und eine Reform der Netzentgelte sehr viel schneller und wirksamer”, so Schleweis. ”Davon profitieren nicht nur wenige Großunternehmen, sondern auch mittelständische Betriebe.”

Die Politik sei hier gefragt und müsse Tempo machen - bei Energie, Digitalisierung und beim Erweitern des Arbeitskräfteangebots durch Bildung und Zuwanderung. Trotz der aktuellen Herausforderungen wie der hohen Inflation und den Energiepreisen sowie einem Arbeitskräftemangel sei Deutschlands Wirtschaft stärker als derzeit oft beschrieben, bilanzierte Schleweis. 

Gewinnprognosen zeigen überwiegend nach unten

”Wenn dieser Tage der Eindruck vermittelt wird, nichts in Deutschland funktioniere mehr, halte ich entgegen - der Mittelstand funktioniert.” Er sei das wirtschaftliche Fundament dieses Landes, dürfe aber auch nicht überlastet werden. Eine zufriedenstellende Ertragslage zu erhalten, werde für die Betriebe immer schwieriger. ”Unsere Prognose für die Gewinnentwicklung zeigt unter dem Strich für die meisten Branchen nach unten.”

Der ”S-Mittelstands-Fitnessindex” fußt auf der Auswertung gut 300.000 anonymisierter Unternehmensbilanzen von Firmenkunden der Sparkassen aus dem vergangenen Jahr. Trotz der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage habe der Mittelstand 2022 starke Ergebnisse erzielt, sagte Schleweis. ”Die große Mehrheit der mittelständischen Unternehmen verzeichnete erhebliche Umsatz- und Gewinnsteigerungen.” Die Erlöse stiegen im Schnitt um 14 Prozent und die Gewinne um 17 Prozent. Allerdings hätten einzelne Branchen große Probleme - vor allem die Bauwirtschaft, die Gastronomie und der Einzelhandel.

Umbau der Wirtschaft nicht zu teuer

Geld, um den Umbau der Wirtschaft zu finanzieren, sei derzeit genug da, erklärte der Sparkassen-Präsident. Denn die Eigenkapitalquote liege bei den Firmen im Schnitt bei rund 38 Prozent, und bei liquiden Mitteln gebe es aktuell keinen Engpass. ”Ende Juni 2023 standen den Unternehmen beachtliche 187 Mrd. Euro an Liquidität auf eigenen Konten zur Verfügung, einschließlich 146 Mrd. Euro an Sichteinlagen.” Dies sei ein ”wichtiges Sicherheitspolster in Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen”.

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