Wirtschaftsweise Wieland plädiert für EZB-Zinsprognose nach Vorbild der Fed

Der Wirtschaftsweise Volker Wieland sieht noch Verbesserungsbedarf bei der Kommunikation der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Euro-Notenbank sollte sich am Vorbild der US-Notenbank Fed orientieren und eine Zinsprognose oder eine Zinsumfrage ihrer Mitglieder veröffentlichen, sagte er am Montagabend auf einer virtuellen Veranstaltung des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW).
"Dann könnten sich die Märkte viel besser darauf einstellen, was die Notenbanker denken", sagte Wieland. Marktteilnehmer könnten dann überlegen, ob das zu optimistisch sei oder nicht. Da habe die EZB noch ein gewisses Kommunikationsdefizit, sagte Wieland, der als möglicher Nachfolger von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann gehandelt wird.
Umfrage nach "Dot Plot"-Vorbild etablieren
Aus Sicht von Wieland hat die Euro-Notenbank zwar eine ganz klare Kommunikation, wann sie eine Zinserhöhung einleite und wie dann die Inflationsrate aussehen müsse. "Aber das könnte man unterlegen mit so einer Umfrage, wo man tatsächlich wie bei der Fed dann einen Pfad zieht", sagte er. "Das zwingt auch jeden zu der Überlegung, was ist eigentlich konsistent."
Die US-Notenbank veröffentlicht vierteljährlich die Ergebnisse einer Umfrage zu den Leitzinserwartungen ihrer Mitglieder auf kurze und längere Sicht. Diese Grafik wird unter Fachleuten "Dot-Plot" genannt und gilt als wichtige Orientierungshilfe für die Finanzmärkte.
Wieland ist Professor für Monetäre Ökonomie an der Frankfurter Goethe-Universität und sitzt seit neun Jahren im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, der die Bundesregierung berät. Angesprochen auf die Spekulationen über die Weidmann-Nachfolge sagte er: "Natürlich freue ich mich sehr, wie jeder, wenn er seinen Namen in der Zeitung sieht." Mehr könne er aber nicht sagen.