Brüssel nimmt Haftungsregeln für Wirtschaftsprüfer ins Visier

EU-Kommission bringt schärfere europäische Haftungsregeln für Wirtschaftsprüfer ins Gespräch.
Berlaymont-Gebäude, Sitz der EU-Kommission | Foto: EC - Audiovisual Service / Jennifer Jacquemart
Berlaymont-Gebäude, Sitz der EU-Kommission | Foto: EC - Audiovisual Service / Jennifer Jacquemart
DPA

Als Konsequenz aus dem Wirecard Skandal bringt die EU-Kommission schärfere europäische Haftungsregeln für Wirtschaftsprüfer ins Gespräch.

"Ausreichend hohe oder gar unbegrenzte Haftung der Rechnungsprüfer können Anreize bieten, um zu verhindern, dass in Abschlussprüfungen Kompromisse gemacht werden, die für qualitativ schlechtere Prüfungen sorgen", heißt es in einem Diskussionspapier der Brüsseler Behörde. Darüber berichtet die "Welt". Das Papier liegt auch der Deutschen Presse-Agentur vor.

Papier stellt Konsequenzen aus Versäumnissen zur Debatte

Es beschreibt mögliche Versäumnisse der Aufsichtsbehörden und stellt Konsequenzen zur Debatte. Der frühere Dax Konzern Wirecard hatte im Juni 2020 Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt - insgesamt könnte es nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft um mehr als drei Milliarden Euro gehen. Weil dies jahrelang unentdeckt blieb, steht unter anderem die deutsche Aufsichtsbehörde BaFin in der Kritik.
BaFin gerät im Fall Wirecard immer stärker unter Druck
In dem Kommissionspapier wird bemängelt, dass "Vertraulichkeitsregeln in Deutschland die Entdeckung und Untersuchung der Verletzung von Buchhaltungsstandards negativ beeinflusst haben könnten".

Informationsaustausch der nationalen Behörden im EU-Recht regeln

Die europäische Aufsicht ESMA habe Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit der BaFin, der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung und der deutschen Abschlussprüferaufsichtsstelle APAS kritisiert. Künftig könnte im EU-Recht explizit festgehalten werden, dass Informationsaustausch zuständiger nationaler Behörden kein Bruch professioneller Vertraulichkeit darstellt, heißt es in dem Kommissionspapier.
ESMA erneuert ihre Kritik an der BaFin im Fall Wirecard
Der CSU-Europaabgeordnete und Finanzexperte Markus Ferber erklärte, bei der europäischen Finanzaufsicht gebe es keine systemischen Defizite. Vielmehr habe die BaFin den Konzern schludrig beaufsichtigt. "Im Wirecard-Fall hat die BaFin versagt, nicht die europäische Ebene", meinte Ferber.

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