EZB zementiert ihre Politik des billigen Geldes

Die Währungshüter um Notenbankchefin Christine Lagarde passten auf der ersten Zinssitzung nach ihrer Strategieerneuerung den geldpolitischen Ausblick an die geänderten Vorgaben an. Der Einlagesatz von minus 0,5 Prozent bleibt aber weiterhin bestehen.
Christine Lagarde | Foto: picture alliance / Xinhua News Agency | Lu Yang
Christine Lagarde | Foto: picture alliance / Xinhua News Agency | Lu Yang
reuters, dpa

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird auf absehbare Zeit an ihrem ultralockeren Kurs zur Stützung der Wirtschaft festhalten. Die Währungshüter um Notenbankchefin Christine Lagarde passten am Donnerstag auf der ersten Zinssitzung nach ihrer Strategieerneuerung den geldpolitischen Ausblick ("Forward Guidance") an die geänderten Vorgaben an.

Lagarde hatte in einem Interview mit Bloomberg TV vor zwei Wochen bereits angedeutet, an der ultralockeren Geldpolitik festhalten zu wollen.

EZB will an lockerer Geldpolitik festhalten 

Im Zuge der Strategie-Überprüfung hatten sich die Euro-Wächter vor zwei Wochen ein neues Inflationsziel von 2 Prozent gesetzt, nachdem es zuvor "unter, aber nahe 2 Prozent" gelautet hatte.

Nun ist die EZB zumindest zeitweise bereit, eine moderate Über- oder Unterschreitung der Marke von 2 Prozent zu akzeptieren. Mit diesem "symmetrischen" Inflationsziel ist die Notenbank nicht mehr unmittelbar zum Reagieren gezwungen, sollten die Inflationsraten nach oben oder nach unten von dem prozentualen Ziel abweichen.

Leitzinsen unverändert

Zugleich räumten sich die Währungshüter etwas mehr Spielraum beim Erreichen ihres Ziels ein. Wenn die Zinsen wie derzeit bereits extrem tief liegen, sind aus Sicht der EZB besonders kraftvolle oder lang anhaltende Maßnahmen nötig.

Die EZB beschloss auf ihrer Sitzung zudem, die Leitzinsen auf ihren aktuellen rekordtiefen Niveaus zu belassen. Der Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld bleibt damit weiterhin bei 0,0 Prozent. Auf diesem Niveau liegt er bereits seit März 2016. Auch am Einlagesatz von minus 0,5 Prozent rüttelte die EZB nicht. Banken müssen weiterhin Strafzinsen zahlen, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken.

Wenig Verbindlichkeit, höhere Flexibilität

"Alles in allem ist die Forward Guidance wenig verbindlich, sie eröffnet der EZB eine noch höhere Flexibilität. Auch die PEPP-Käufe führt die EZB mit höherer Schlagzahl zunächst fort. Ob und wie stark die Käufe ab Oktober gesenkt werden, hängt maßgeblich von der Konjunktur ab. Die Ausbreitung der Delta-Virusmutation spricht für ein längeres Festhalten an höheren Kaufvolumina. Ein Ende der ultra-expansiven Geldpolitik ist nicht absehbar", kommentierte Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei Bankhaus Lampe.

Die Euro-Notenbank hat zur Bekämpfung der Folgen der Virus-Krise umfangreiche Hilfsmaßnahmen aufgelegt, um günstige Finanzierungsbedingungen sicherzustellen und dafür zu sorgen, dass der Kreditfluss an die Wirtschaft nicht abreißt. Dazu gehören unter anderem ein massives Notfall-Anleihenkaufprogramm, das insgesamt auf 1,85 Billionen Euro angelegt ist, und sehr günstige Langfrist-Kreditspritzen für die Banken.

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