Neues EZB-Inflationsziel ist "klar und leicht zu verstehen", sagt Jens Weidmann

Am Tag nach der Vorstellung der neuen EZB-Strategie betont der Bundesbankpräsident angesichts des veränderten EZB-Inflationsziels das Primat der Preisstabilität. Auch zum EZB-Mandat in Zusammenhang mit dem Klimawandel nimmt Weidmann Stellung.
Jens Weidmann, Bundesbankpräsident | Foto: Deutsche Bundesbank
Jens Weidmann, Bundesbankpräsident | Foto: Deutsche Bundesbank
DPA, Erhard Krasny

Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat angesichts des veränderten EZB-Inflationsziels das Primat der Preisstabilität betont. "Die neue Strategie hilft der Geldpolitik, Preisstabilität für die Menschen im Euroraum zu sichern", kommentierte Weidmann die Ergebnisse der Strategieüberprüfung in einer Mitteilung am Freitag.


"Eine Inflationsrate von zwei Prozent in der mittleren Frist ist als Ziel klar und leicht zu verstehen. Wir streben weder niedrigere noch höhere Raten an. Das war mir wichtig."

Wie aus einem am Freitag veröffentlichten Online-Panel der Bundesbank hervorgeht, sind die Inflationserwartungen der Privatpersonen in Deutschland im Juni 2021 im Vergleich zum Vormonat erneut leicht auf nun im Mittel 3,4 Prozent gestiegen.

Auch zum Thema Klimawandel äußerte sich Weidmann.

"Klimawandel und Klimaschutz werden künftig eine bedeutende Rolle dabei spielen, wie wir unser Mandat erfüllen", sagte Weidmann. "Wir bauen nicht nur unsere Analysekapazitäten aus. Es ist richtig, dass wir insbesondere bei den finanziellen Risiken aus Klimawandel und Klimapolitik ansetzen, die Offenlegung notwendiger Informationen fordern und unser Risikomanagement verbessern."

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Vortag ihre runderneuerte geldpolitische Strategie vorgestellt.

EZB hebt Inflationsziel auf zwei Prozent an, Klimawandel wird Teil der Geldpolitik

Beim Thema Inflation verschaffen sich die Währungshüter mehr Spielraum. Künftig strebt die Notenbank für die 19 Staaten des Euroraums eine jährliche Teuerungsrate von zwei Prozent an. Zumindest zeitweise will die EZB dabei auch dulden, wenn diese Marke moderat über- oder unterschritten wird. Bislang lag das Inflationsziel der EZB bei "unter, aber nahe zwei Prozent".


Neu ist auch, dass künftig die Kosten für selbst genutztes Wohneigentum schrittweise in die Inflation mit eingerechnet werden sollen. "Um für Preisstabilität zu sorgen, brauchen wir ein geeignetes Maß für die Inflationsrate", erklärte Weidmann. Daher spreche sich der EZB-Rat dafür aus, auch selbst genutztes Wohneigentum einzubeziehen. "So kommt die Preismessung der Lebenswirklichkeit der Menschen im Durchschnitt noch näher."

Die EZB hatte zuletzt im Jahr 2003 ihre Strategie überarbeitet. Zum nächsten Mal auf den Prüfstand soll die geldpolitische Strategie im Jahr 2025.

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