BIP-Einbruch in der Eurozone vernichtet 15 Jahre Konjunkturgeschehen

Die Konjunktur im gemeinsamen Währungsraum ist im zweiten Quartal um mehr als 12 Prozent geschrumpft. Zahlen von Eurostat zufolge war es in Spanien am schlimmsten.
Eingangsschild zu den Büros von Eurostat auf dem Luxemburger Kirchberg. | Foto: picture alliance/Hartwig Lohmeyer/JOKER
Eingangsschild zu den Büros von Eurostat auf dem Luxemburger Kirchberg. | Foto: picture alliance/Hartwig Lohmeyer/JOKER
DPA, BERNHARD VETTER

Die Corona-Krise hat die Konjunktur in der Eurozone im zweiten Quartal 2020 so stark einbrechen lassen, wie noch nie zuvor seit Beginn der Erhebung 1995. Nach einer ersten Schätzung der europäischen Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg vom Freitag (31. Juli) ging es für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Quartalsvergleich um 12,1 Prozent nach unten.

Der Einbruch folgte auf einen bereits deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal. In den Monaten Januar bis März war das BIP im Währungsraum um 3,6 Prozent geschrumpft. Seit März leidet die Wirtschaft unter Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie.

15 Jahre Wachstum einfach weg

Stefan Bielmeier, der Chefvolkswirt der DZ Bank kommentierte: "Dieser Einbruch ist nicht nur historisch hoch, das BIP befindet sich nun sogar nur noch auf dem Niveau des Jahres 2005. 15 Jahre Konjunkturgeschehen wurden innerhalb von nur zwei Quartalen zurückgesetzt. Es wird trotz der zu erwartenden teils kräftigen Erholung dauern, bis dieser Einschnitt wieder aufgeholt sein wird."

"Der Euroraum hat in zwei Quartalen rund ein Siebtel seiner Wirtschaftsleistung eingebüßt", bezifferte Analyst Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) den Schaden der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie.

Stärkster Einbruch in Spanien

Den bisher heftigsten Konjunktureinbruch in Europa meldet Spanien. Im zweiten Quartal schrumpfte die spanische Wirtschaftsleistung im Quartalsvergleich um 18,5 Prozent. Es ist der stärkste Einbruch, der Spanien bisher getroffen hat. Vor allem die Tourismusbranche, die in der spanischen Wirtschaft eine wichtige Rolle spielt, leidet unter den Folgen der Corona-Pandemie.

Nicht so stark wie von Analysten befürchtet fielen die Rückschläge in Frankreich und Italien aus. Neben Spanien zählen die beiden Länder zu den Mitgliedsstaaten der Eurozone, die von der Corona-Krise mit am stärksten getroffen wurden. In Frankreich, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone, schrumpfte die Wirtschaft in den Monaten April bis Juni zwar drastisch um 13,8 Prozent. Experten hatten allerdings einen noch stärkeren Einbruch um 15,2 Prozent erwartet.

Auch in Italien gab es einen deutlichen Wirtschaftseinbruch um 12,4 Prozent, der aber ebenfalls nicht so schlimm wie befürchtet ausgefallen war.

Deutschland schrumpft um 10,1 Prozent

Bereits am Donnerstag war ein Konjunktureinbruch in Deutschland gemeldet worden. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte in der größten europäischen Volkswirtschaft im zweiten Quartal um 10,1 Prozent. Es war der stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnungen im Jahr 1970.

Deutsche Wirtschaft bricht im zweiten Quartal deutlich ein 

"Wie in Deutschland verdecken die katastrophalen Zahlen für den Quartalsdurchschnitt, dass die Erholung der Wirtschaft bereits im Verlauf des zweiten Quartals begonnen hat und in einigen Ländern bereits ein beträchtlicher Teil des Einbruchs wieder wettgemacht wurde", sagte Analyst Ralph Solveen von der Commerzbank.

Seiner Einschätzung nach dürfte die konjunkturelle Erholung in den kommenden Wochen aber wieder spürbar an Fahrt verlieren, weil die Corona-Pandemie die Wirtschaft nach wie vor belastet.

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